Bildquelle: World Economis Forum via Flickr

Jeder hat sie, doch nicht jeder hört sie. Sind Bauchgefühle die brillante Destillation all unserer Weisheit und Erfahrung oder nur ein Ausdruck der Faulheit und Voreingenommenheit unseres Gehirns? Führen sie dazu, dass wir zu sehr vereinfachen und stereotypisieren oder helfen sie uns, Gefahren zu vermeiden, bevor wir die Bedrohung überhaupt vollständig bewusst verarbeiten können?

Diese Fragen sind der Stoff für hitzige akademische Debatten. Malcolm Gladwell hat in seinem Bestseller «Blink» die Argumente der Intuitionsbefürworter dargelegt, während der Psychologe und Nobelpreisträger Daniel Kahneman in «Schnelles Denken, langsames Denken» die Position der Intuitionsskeptiker zusammenfasst.

Aus Kahnemans Buch – welches Zeichen steht jeweils in der Mitte der drei Buchstaben bzw. Zahlen:

Da darf man zweimal hingucken. Zumindest ist das Zeichen in der Mitte dasselbe.

Aber während die Experten argumentieren, will der Rest von uns weitergehen und Entscheidungen in der realen Welt treffen. Sollten wir alle unser Bauchgefühl ignorieren oder unserer Intuition folgen? Die Antwort, so Kahneman, hängt vom Kontext ab (wie aufgezeigt im obigen Beispiel).

Kahnemans Problem mit dem Bauchgefühl – oder dem, was er als das schnell denkende «System Eins» unseres Gehirns bezeichnet – ist, dass es sich auf Faustregeln verlässt, die sich manchmal als völlig falsch erweisen – und in den Wahrscheinlichkeitsannahmen schwächelt die eine oder der andere.

Zum Beispiel, die Wahrscheinlichkeit, dass du vom Blitz getroffen wirst, ist fünfmal so hoch, als dass du im Lotto gewinnst. Oder, welches folgende Bild fällt aus dem Rahmen:

Du liegst richtig, falls du dich für den Pool entschieden hast. Sterben doch jedes Jahr mehr Menschen im Pool als durch Tornados, Flugzeugabstürze und Terrorattacken zusammen.

Andererseits wissen wir alle, dass Intuition und Bauchgefühl nicht völlig nutzlos sind. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Partner wütend auf dich ist, gehe am besten gleich zum Blumenladen. Oder stelle dir den erfahrenen Feuerwehrkommandanten vor, der das Leben seiner Männer rettete, weil er aus dem Bauch heraus wusste, dass die Fassade einstürzen würde und er seine Männer zurückrief – eine Geschichte, die Kahneman in seinem Buch erzählt.

Wie können wir also erkennen, wann unser Bauchgefühl dabei ist, unser Leben (oder unsere Ehe) zu retten und wann es uns in die falsche Richtung führt?

Laut ThinkAdvisor bot Kahneman während eines Vortrags auf dem Weltwirtschaftsforum eine erfreulich einfache Antwort auf diese ausgesprochen schwierige Frage: Es gilt sich drei Fragen zu stellen. Wenn du jede mit «Ja» beantworten kannst, dann vertraue auf dein Bauchgefühl. Wenn nicht, dann solltest du deinen Instinkt mit Fakten und harten Überlegungen kritisch abgleichen:

Gibt es tatsächlich eine Regelmäßigkeit in diesem Bereich, die du aufgreifen und lernen kannst? Intuition entwickelt sich aus Erfahrung. Damit dein Bauchgefühl Trends und Muster erkennen kann, braucht es verlässliche Trends und Muster, die tatsächlich existieren. Welche Bereiche des Lebens haben eine ausreichende Regelmäßigkeit, damit unser Gehirn genaue Intuitionen entwickeln kann? «Schachspieler haben es sicherlich. Verheiratete Menschen haben es sicherlich», sagte Kahneman dem Publikum. «Aber der Aktienmarkt ist einfach zu komplex und zu unregelmäßig, als dass man ihn mit Bauchgefühl verstehen könnte.»

Hast du viel Übung auf diesem Gebiet? Erfolgreiche Intuitionen entstehen aus der langen Beobachtung von Umgebungen und Kontexten mit einem gewissen Maß an Mustern und Regelmäßigkeiten. Ein gutes Bauchgefühl erfordert daher viel Übung – und wir reden hier nicht nur von ein paar Wochen. Jahrelange Erfahrung, wie sie der Feuerwehrmann hatte, ist in der Regel nötig.

Bekommst du in dem Bereich sofortiges Feedback? Beim Üben geht es nicht nur darum, etwas immer und immer wieder zu machen. Du kannst jahrelang schlecht an der Geige sägen und kommst dem Beethoven-Spiel nie näher. Damit Üben funktioniert, brauchst du auch Feedback, und zwar nicht nur irgendeine Art von Feedback und nicht nur irgendwann. Die Art Feedback, die am besten funktioniert, ist unmittelbar und konkret. Wenn du deine Intuition trainieren willst, «solltest du fast sofort wissen, ob du es richtig oder falsch gemacht hast», erklärte Kahneman.

Wenn dich dein Bauchgefühl das nächste Mal dazu auffordert, etwas zu tun oder nicht zu tun, nehme dir einen Moment Zeit, und frage dich wissenschaftlich:

Ist dies ein Bereich, in dem es tatsächlich Muster gibt? Habe ich langjährige Erfahrung mit dem Thema? Habe ich ein Verständnis schon einmal in der Realität getestet? Wenn du nicht alle drei Fragen mit «Ja» beantworten kannst, dann ist es an der Zeit für einen tiefen Atemzug und rationales Denken ist angesagt.

Inspiriert und teilweise übernommen von einem Artikel auf Inc.com

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