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Erzschlafmütze

Am 2. Februar 1.440 A.D. wurde in Frankfurt Friedrich III. einstimmig zum römisch-deutschen König gewählt. Trotz seiner langen Regierungszeit galt Friedrich im 19. Jahrhundert bestenfalls als ein Herrscher, dessen Betrachtung sich nicht lohne. Friedrich wurde durch seine vermeintliche Trägheit und Untätigkeit zur bis heute verbreiteten Bezeichnung „Heiligen Römischen Reiches‘ Erzschlafmütze“ herabgewürdigt. Neuere Studien (1997) relativieren das Verdikt und kommen zur Schlussfolgerung, dass Friedrich, wie kaum einer seiner Vorgänger, durch Diplome und Mandate in die Reichspolitik eingegriffen habe.

Eine Schlafmütze ist jemand, der unaufmerksam, langsam und träge ist. Die Meinung über Friedrich III., die Erzschlafmütze, wurde erst circa 500 Jahre nach seinem Tode relativiert. So viel Zeit will ich mir nicht nehmen. Für mich ist in der Zahl 1.440 für uns anwendbare Magie versteckt.

Wir alle, egal wo wir leben oder wie reich wir sind, haben genau 1.440 Minuten jeden Tag zur Verfügung. Diese werden uns täglich auf unserem Zeitkonto gutgeschrieben, es gibt keine Zinsen und wir können sie weder sparen noch für den nächsten Tag reservieren. Ein Teil dieser Minuten wird mehr oder weniger verbraucht für Schlaf, Hygiene, Arbeit etc. – aber es bleiben jeden Tag mehrere hundert Minuten übrig, die wir nutzen können, so wie es uns gefällt.

„Guten Tag“, sagte der kleine Prinz.
„Guten Tag“, sagte der Händler.
Er handelte mit absolut wirksamen, durststillenden
Pillen. Man schluckt jede Woche eine und spürt
überhaupt kein Bedürfnis mehr, zu trinken.
„Warum verkaufst du das?“, sagte der kleine Prinz.
„Das ist eine große Zeitersparnis. Man spart
dreiundfünfzig Minuten in der Woche.“

„Und was macht man mit diesen 53 Minuten?“
„Man macht damit, was man will.“
„Wenn ich dreiundfünfzig Minuten übrig hätte“
, sagte
der kleine Prinz, „würde ich ganz gemächlich zu einem Brunnen laufen…“

Antoine de Saint Exupéry, „Der kleine Prinz“

In jeder Minute dürfen wir denken, was wir wollen. Wir haben es schon tausendmal gehört, „Du bist, was Du denkst“ und unsere Gedanken entwickeln sich oft zur selbsterfüllenden Prophezeiung.

„Ob du denkst, du kannst es, oder du kannst es nicht: Du wirst auf jeden Fall recht behalten.“

Henry Ford

Ich glaube, dass das, was wir denken, unsere Realität nachhaltig beeinflusst. Das ist meiner Meinung nach nicht esoterische Philosophie, sondern einfach nur logisch:

Jegliche Aktion (versus Aktivität), die wir täglich vornehmen, hat ein Ergebnis in unserem Leben. Und da jegliche Aktion die Folge eines Gedanken (manchmal unbewusst) ist, denke ich, dass wenn wir uns auf einen Gedanken fokussieren, wir damit tatsächlich die Realität für unser Leben kreieren. Fokus und mehr Konzentration wollen wir alle – ist manchmal jedoch gar nicht so einfach. Wir leben in einer lauten Welt und werden permanent von Reizen überflutet. Was ist Fokus denn eigentlich genau?

Experten definieren Fokus als die Fähigkeit, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Diese Definition erscheint mir banal, weil sie nicht erklärt, wie man sich fokussiert. In meiner Welt ist fokussieren erst dann möglich, wenn wir zu einer Option „Ja“ und zu allen anderen Optionen „Nein“ gesagt haben. Eliminieren ist die Voraussetzung, um sich zu fokussieren.

„Was du nicht tust, entscheidet, was du tun kannst“

Tim Ferriss

Das Nein ist kein permanentes Nein, sondern findet seinen Platz genau jetzt in diesem Moment. Die anderen Dinge können zu einem anderen Zeitpunkt der Fokus werden, aber sich auf eine Sache zu konzentrieren und das Bewusstsein darüber zu haben, lässt uns aus dem Vollen schöpfen und dann sind wir kreativer.

Unsere Gedanken beeinflussen unsere Emotionen und unsere Emotionen beeinflussen unser Verhalten. Obwohl wir nicht unsere Gedanken sind, das „Default Mode Network“ uns ab und zu mit Unsinn überschwemmt, liegt es an uns, welche Gedanken wir in uns manifestieren oder ob wir die Schrott-Gedanken wie Wolken am Himmel an uns vorüberziehen lassen. Aller Anfang ist schwer, aber vielleicht bietet sich die eine oder andere der 1.440 Minuten zum Reflektieren an:

Es braucht nur eine Minute, um…

der Liebe des Lebens zu sagen, dass man sie/ihn bewundert

ein Ziel festzulegen

ein Glas Wasser zu trinken

eine Dankes-E-Mail zu schreiben

eine grossartige Idee zu haben

ein Problem in eine Herausforderung umzuwandeln

sich zu ängstigen und Sorgen zu machen

zu lächeln

den ersten Teil der SMSS zu lesen

achtsam zu sein

einem anderen in Not zu helfen

Anerkennung zu zeigen

eine Entscheidung zu treffen

sich zu entschuldigen

positives Feedback zu geben

Veränderung zu lieben

die Komfortzone zu erweitern

seinen Anspruch an sich selbst zu erhöhen

zu reflektieren, was man heute tun kann, damit man besser ist als gestern

jemanden zu umarmen

zu wertschätzen

In der Tat, nur eine Minute. Das Beste aus jeder Minute machen, könnte ein Ziel sein, denn jede dieser Minuten ist die einzige, die wir jetzt haben und sie macht unser Leben aus.

„Die Zeit vergeht nicht schneller als früher,
aber wir laufen eiliger an ihr vorbei.“

George Orwell

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