Die Komfortzone

 

Stellen Sie sich vor, wir sind in einer Gym (schöner Parkettboden) und die Sonne scheint angenehm durch die riesige Fensterwand. Vor Ihnen auf dem Parkett liegt ein Stahlträger, 10 Meter lang, 20 cm breit und 10 cm hoch.

Top, die Wette gilt.

Ich biete Ihnen 50 Euro, CHF oder $ wenn Sie in der Lage sind, den Stahlträger zu überqueren, ohne das Parkett zu berühren. Wenn Sie es nicht schaffen, bekomme ich 50 Teuros, Stutz oder Greenbacks.

Ich behaupte, Sie nehmen die Wette an.

Was aber, wenn ich den Träger in 10 Meter Höhe installiere – ohne Netz und doppelten Boden:

50 Franken wären nicht genug, so denke ich. Trainiert wie Sie sind, Adrenalin am Limit und Ihr Herzschlag vergleichbar, als wenn Sie plötzlich vor 842 Personen eine Rede halten müssten –

biete ich Ihnen 50,000 Franken. Das wäre doch das Risiko wert? Sie denken nach.

Wo ist das Problem? Solange der Träger am Boden liegt: ein Kinderspiel – also können Sie darüber balancieren oder nicht?

Da hat sich etwas verändert – oder? Plötzlich haben Sie Zweifel, ob der Träger hält (übrigens getestet und beste Qualität) oder Zweifel nagt an Ihrem Selbstbewusstsein – und das ist verständlich.

Realistisch betrachtet, kein Problem, solange der Träger am Boden liegt – aber in 10 Meter Höhe sehen Sie wahrscheinlich mehr aus wie ein 3-beiniger Affe, dem man die Augen verbunden hat.

Wahrscheinlich denken Sie: „Heute bin ich krank.“ Warum bin ich heute Morgen überhaupt aufgestanden und nicht im Bett geblieben?“ „Hoffentlich sieht niemand wie mein Herz flattert.“

Ihr Herz schlägt schneller, Adrenalin lassen wir aussen vor, Ihre Muskeln sind verspannt, Ihr Mund trocknet aus. Auf Deutsch, Ihr Arsch ist auf Grundeis – und das ist nicht fein.

Wahrscheinlich sind Sie jetzt frustriert und argumentieren mit Ihrem Unterbewusstsein, dass es doch eigentlich wirklich kein Problem ist.

Ihr Unterbewusstsein ist jedoch mit anderen Problemen beschäftigt und hört Ihnen gar nicht zu.

Sie nehmen die Herausforderung an, kreuzen diesen Träger in 10 Meter Höhe – und nach dem ersten Mal sind Sie bereit, es sogar für 40,000 Franken zu wiederholen.

Nachdem Sie 3 oder 4mal die Höhenluft auf dem Träger erfolgreich geschnuppert haben, denken Sie darüber nach, eine Schule für Stahlträger-Geher zu gründen.

 

Was glauben Sie ist passiert?

 

Korrekt, Sie haben Ihre Komfortzone erweitert.

Es spielt keine Rolle, ob Sie einen Vortrag halten, für ein Date gefragt haben oder mit den Wölfen getanzt haben – Sie haben es getan. So gut.

Der Grund, warum wir nicht unser eigenes Unternehmen gründen, den Job kündigen, den wir hassen, dem Chef sagen, das ist genug oder „Nein“ sagen ist, dass wir ungern aus unserer Komfortzone heraus wollen, weil wir das Unbekannte fürchten.

Nichtsdestoweniger, je häufiger wir unsere Komfortzone verlassen und die Unkomfortzone als Bonus akzeptieren, umso mehr realisieren wir, dass wir zu mehr fähig sind, als wir ursprünglich dachten.

Mal ehrlich, wenn Sie überlegen, waren vermutlich alle wichtigen Entscheidungen, die Sie in Ihrem Leben getroffen haben, eher ausserhalb Ihrer Komfortzone. 

Vorschlag: Tun Sie etwas diese Woche, was ausserhalb Ihrer Komfortzone liegt. Sie werden es geniessen – zumindest im Nachhinein.