aber du kannst lernen zu surfen.

Jon Kabat Zinn

Hindernisse gehören zum Leben – Dinge passieren, es kommt etwas dazwischen, Situationen laufen schief. Doch nichts kann deinen Geist aufhalten, wenn er ordentlich funktioniert, denn in jedem Handlungsablauf hat er bereits einen »Notfallplan« vorgesehen. Was das ist? Eine Form der Absicherung:

Wenn ein Freund uns betrügt, dann erlaubt der Notfallplan uns, aus dem, was geschehen ist, zu lernen und das Fehlverhalten des anderen zu verzeihen.

Wenn wir im Gefängnis landen, lautet unser Notfallplan, dass wir uns weigern, uns durch diese Schicksalsfügung gebrochen zu fühlen und stattdessen versuchen, andere Gefangene zu unterstützen.

Wenn wegen eines technischen Problems unsere ganze Arbeit dahin ist, lautet unser Notfallplan, dass wir von vorne anfangen und versuchen, es besser zu machen. Unser Vorankommen kann behindert oder unterbrochen werden, aber wir können unseren Verstand stets der Situation anpassen – wir haben die Macht, selbst den Weg neu festzulegen. Dazu gehört, sich an den normalen Lauf der Dinge zu erinnern. Gemäss Murphys Gesetz wird alles schiefgehen, was nur irgendwie schiefgehen kann. Also halten wir einen Notfallplan parat, denn wir ahnen, dass wir ihn wohl brauchen werden.[1]

Heute nun ein paar Ansätze für einen Notfallplan für Selbstsabotage. Dies ist der zweite Teil zum Thema, den ersten Artikel «Holzschuhe können bequem sein» findest du hier.

Anleitung zum Unglücklichsein …

… ist der Titel eines meiner Lieblingsbücher von Paul Watzlawick. Mit Hilfe von Selbstsabotage ist der Weg zum Unglücklichsein deutlich einfacher. Die häufigsten 6 Ursachen für Selbstsabotage sind leicht umzusetzen. Sie sind nicht weltbewegend, aber wenn man den einen oder anderen Schubs braucht um sich (noch) schlechter zu fühlen, sind sie vielleicht gerade richtig. Oft sind es die einfachsten Werkzeuge und Methoden, die den grössten Erfolg erzielen. Probiere es aus. Ein guter Anfang ist, sich beim Morgenritual mit einem Mantra einzustimmen: «Meine Vergangenheit ist meine Zukunft.»

Erfolg ist nicht gut

Es ist doch wahr. Ist das Ziel konkret formuliert, dann richtet sich der Fokus auf alle möglichen Unsicherheiten, Gefahren und Herausforderungen, die mit der Zielerreichung zusammenhängen könnten. Wir bekommen immer nur das, worauf wir uns konzentrieren.

Umsetzung:

Übe ganz bewusst, dich nie auf positive Ziele zu konzentrieren. Nimm dir dafür keine Zeit. Stelle dir möglichst oft und lebendig vor, dass du dein Ziel nicht erreichst. Binde alle möglichen negativen Emotionen mit ein. Konzentriere dich auf alles Negative, was dein Zielvorhaben zwangsläufig mit sich bringen wird – so stehen die Chancen viel besser, dein Ziel nicht zu erreichen. Sei dir darüber im Klaren, wie schlecht du dich fühlen wirst, wenn du dein Ziel erreicht hast. Vermeide auf jeden Fall, Neues oder Dinge anders zu tun, und vor allem, vermeide Neues zu lernen. Das ist doch nur Zeitverschwendung. Du hast doch genügend Zeit in der Schule verplempert.

Bereit sein ist alles

Sei dir bewusst, du bist noch nicht bereit. Du musst dich besser vorbereiten. Angst zu haben, zu scheitern ist die neue Norm. Du musst erst besser werden, bevor du die nächste Aufgabe angehen kannst. Es gibt noch so viele Bücher etc. die du erst noch verschlingen musst, bevor du aktiv werden darfst.

Umsetzung:

Verbringe Stunden, Tage, Wochen und Monate mit Planung und Vorbereitung bis sich dein Gefühl für den erreichten Sachverstand gut anfühlt. Natürlich kann man Wellenreiten aus Büchern lernen. Es ist zudem wichtig, sich nur grosse, unüberwindliche Aufgaben zu stellen, sonst besteht die Gefahr, dass du mit kleinen Dingen «zu tun» anfängst – das würde der Selbstsabotage den Wind aus den Segeln nehmen.

Das Denken der anderen hilft

Du hast dein Ziel definiert, das dir wirklich am Herzen liegt. Vermutlich passt diese Idee vielleicht nicht zu 100% in das Weltbild oder zu den Glaubenssätzen der anderen. Das wird dir schnell klar. Du wirst überlegen, wie sich die anderen verhalten und über dich lästern. Sich eventuell freuen, wenn du scheiterst. «Siehst du, das habe ich dir doch gleich gesagt, dass das nicht funktionieren kann», tanzt schon auf deinem Trommelfell.

Umsetzung:

Es ist doch wahr, dass sich alle deine Bekannten und Verwandten den ganzen lieben langen Tag den Mund über dich zerreissen – sie haben doch nichts mit sich selbst zu tun. Finden werden sie immer etwas. Keine Frage, Menschen reden überhaupt viel, wenn der Tag lang ist. Wenn sie nicht deine Idee zerpflücken, dann wissen sie sich zu helfen – mit ein paar Details aus deinem Privatleben.

Kritik ist nicht nur die subjektive Meinung des guten Freundes. Es ist höchstwahrscheinlich eine wahre Prognose. Egal was du machst, die anderen sprechen darüber. Die Meinung der anderen ist wichtiger als deine, sonst wirst du gar noch ein Egoist. Also ist es doch viel besser, lieber nichts zu machen.

Kann ich nicht – stimmt!

Du willst ein paar Kilo abnehmen. Du bist felsenfest davon überzeugt, dass du das schaffst. Schliesslich hast du deine Willenskraft und bist Experte für Sport und Ernährung. Da gibt es doch keine Zweifel. Hand aufs Herz, tief drinnen, glaubst du, dass du die Traumfigur überhaupt verdient hast? Hast du das notwendige Selbstwertgefühl? Ganz wichtig und Vorsicht: Der Glaube an den eigenen Wert und  Wirksamkeit sabotiert die Selbstsabotage – das willst du nicht riskieren.

Umsetzung:

Denke nicht über deine Denkmuster und Glaubenssätze nach. Das war schon immer so, deshalb bleib’ bei deinem Leisten. Suche ganz bewusst nach Beweisen, warum du es sowie nicht verdient hast. Mach’ dir klar, dass dir die Kompetenz fehlt. Da brauchst du nicht Neues zu lernen. Du kannst auch andere in Hinblick auf deine Fähigkeiten interviewen, dann kriegst du schon noch weitere Bestätigung.

Nur klein denken ist das Motto

Die To-do Liste quillt über und lustlos lümmelst du auf der Couch. Jetzt die E-Mails, nun ja, vielleicht hat Netflix eine neue Serie. Dinge aufschieben und sich ablenken hilft und ist die Königsdisziplin innerhalb der Selbstsabotage. Es bringt Spass, diese Abwärtsspirale hinunter zu segeln.

Umsetzung:

Denke nie an ein grosses Ziel. Lebensthemen sind für die anderen. Du weisst, Träume sind nur Schäume. Nicht nur schaut das Hamsterrad, wenn man drinnen ist, wie eine Karriereleiter aus, sondern es gibt dir auch Sicherheit. Reaktiv sein und bloss nicht pro-aktiv werden, sonst killst du die Selbstsabotage. Tages- und Wochenplanungen sind nur etwas für Schwächlinge. Zu wissen, wo man hinwill, bringt nichts. Klappt doch sowieso nicht.

Selbstmitleid pflegen

Hohe Anforderungen an sich haben ist Nonsens. Auf jeden Fall den Status quo beibehalten. Den eigenen Standard so tief wie möglich ansetzen. Hat ja in der Vergangenheit auch schon nicht geklappt. Ich hätte wirklich vieles besser machen sollen, aber die Umstände sind immer gegen mich. Da kann ich nichts dafür. Wenn nur … , dann wäre alles anders gelaufen.

Umsetzung:

Bloss nicht mit Zielsetzung auseinandersetzen oder gar einen Workshop besuchen. Alle bisherigen Fehler sehr bewusst am Selbstwertgefühl arbeiten lassen. Dafür sind Fehler da. Sei hart mit dir und verzeihe dir nicht. Letztendlich kannst du ja nichts dafür. Obwohl du es heute besser weisst, warum hast du es denn damals nicht gewusst? Vermeide auf jeden Fall Güte mit dir selbst. Jegliches Selbstmitgefühl gefährdet die Selbstsabotage. Alles was du tust, kann deinen Wert als Mensch in Frage stellen. Also, tue lieber nichts – ist ja schliesslich auch ein Tun.

Fazit

Ich hoffe, ich konnte dir einige Anregungen geben, wie du Selbstsabotage täglich trainieren kannst. Wirklich lohnende Ziele haben es an sich, dass sie Angst und Unsicherheit hervorrufen. Das gibt schlechte Gefühle. Hier hilft die die Selbstsabotage. Sei dir dessen bewusst und gehe niemals in deinem Tempo Schritt für Schritt auf dein Ziel zu. Vielleicht hilft dir zum Schluss noch ein Zuruf von mir:

Bleib’ nicht dran und gib auf!

[1] Holiday, Ryan. Der tägliche Stoiker (German Edition) . FinanzBuch Verlag. Kindle Edition.

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