Bild: Jakob Ufkes – unsplash

„Ja, und dann starb die Kommunikation zwischen uns, und das war der Anfang vom Ende in unserer Beziehung“, sagte sie mit leiser Stimme, den Kopf gesenkt und den Tränen nahe. Losgelöst von dem, was ansonsten das Sterben der Beziehung unterstützt, gilt, so jedenfalls Watzlawick, dass Kommunikation zwischen zwei Parteien immer besteht. Ihre Aussage oben meinte, „dann haben wir nicht mehr miteinander gesprochen“ – doch Kommunikation geht weit über das gesprochene Wort hinaus…..

Kommunikation findet sowohl verbal als auch nonverbal sowie bewusst als auch unbewusst statt. Da sich Menschen immer in irgendeiner Weise zueinander verhalten, stehen sie immer in Kommunikation miteinander. Und, man kann sich nicht nicht verhalten. Selbst Schlafen ist ein Verhalten. Gute Kommunikation lässt sich nicht auf die Wahl der richtigen Worte reduzieren. Solange wir uns zueinander verhalten, senden und empfangen wir Botschaften auf vielerlei Ebenen. Ohne ein Bewusstsein über diese verschiedenen Ebenen ist gute Verständigung und das Verstehen des Gegenübers, so glaube ich, ungleich schwieriger und führt zu Missverständnissen und falschen Interpretationen.

Was ist eigentlich Kommunikation (lat. communicatio, ‚Mitteilung‘)? Da gibt es Mitarbeiter in Unternehmen, die in einer anonymen Umfrage gerne bemängeln, dass es an der Kommunikation hapert, dass zu wenig „kommuniziert“ wird. Sind unsere internen Dialoge auch Kommunikation? Und zwar mit uns selbst? Wer spricht da mit wem? Kommuniziert Dein PC mit dem Internet? Ist Datenübertragung Kommunikation? Kommuniziert die rote Ampel mit uns? Kommuniziere ich mit Dir, während Du diese Zeilen liest?

Ich will mich heute auf die Kommunikation als „Sozialhandlung“ beschränken und zwar darauf, wenn mindestens zwei Personen beteiligt sind. Letztendlich definiere ich, für den Zweck dieses Artikels, Kommunikation als Austausch oder Übertragung von Informationen. (Übrigens, im Englischen gibt es keinen Plural für Information).

Interessanterweise besteht beim Austausch/Übertragen von Information zwischen zwei Menschen ein echtes Dilemma: Eine Distanz zur Information ist unmöglich, weil jede und jeder notwendigerweise über einen eigenen Fundus an Gefühlen, Erfahrungen und Vorurteilen verfügt, die unweigerlich in die Beobachtung und Beschreibung von Kommunikation einfliessen. Wenn Du Kommunikation beobachtest, kannst Du nicht vermeiden, dass Du durch Dein Deuten, Schlussfolgern und Verstehen als Teilnehmer in den Prozess der Informationsverarbeitung involviert bist.

In diesem Dilemma können uns die 5 Axiome (Grundregeln) von Paul Watzlawick im unteren Teil helfen. Hier nun zuerst ein „richtiger Watzlawick“:

Ein Software-Entwickler und seine Frau. Sie: „Schatz, wir haben kein Brot mehr, könntest du bitte zum Supermarkt gehen und eins holen? Und wenn sie Eier haben, bring sechs Stück mit.“

Er: „Klar Schatz, mach ich!“ Nach kurzer Zeit kommt er wieder zurück und hat sechs Brote dabei. Sie: „Warum hast du sechs Brote gekauft?!?“ Er: „Sie hatten Eier.“ f

 

Daraus wird deutlich: 1. Warum konkrete Aufforderungen wichtig sind. Und 2. Warum wir immer solche Probleme haben, unsere Frauen zu verstehen. – Aber eins ist sicher: Er hat alles richtig gemacht.

Paul Watzlawick ist mir einer der Liebsten betreffend Kommunikationsmodelle, denn er hat – so meine ich – Humor. Allein die Geschichte mit dem Hammer des Nachbarn lässt einen schmunzeln und sein Buch „Anleitung zum Ünglücklichsein“ kann ich nur empfehlen. Wenn Du Dir 44 Minuten Zeit nehmen kannst oder willst, dann spricht Watzlawick in seiner humorvollen Art, hier über das Thema, „Wenn die Lösung das Problem ist“.

Watzlawick zeigt in 5 Axiomen (Grundregeln) die menschliche Kommunikation und ihre Paradoxie auf. Allein sein erstes Axiom, „man kann nicht nicht kommunizieren“, ist so klar und einfach: Vielleicht haben Sie sich schon dabei ertappt, dass Sie dachten, jetzt will ich nicht mehr kommunizieren und haben auf die missverständliche E-Mail nicht geantwortet und damit eben doch kommuniziert….

 

1. Man kann nicht nicht kommunzieren

„Man kann nicht nicht kommunizieren, denn jede Kommunikation (nicht nur mit Worten) ist Verhalten und genauso wie man sich nicht nicht verhalten kann, kann man nicht nicht kommunizieren.“

Das bedingt vielleicht kurzes Nachdenken, doch dann kommt man zu dem Schluss: „Stimmt, das macht Sinn, man kann sich tatsächlich nicht nicht verhalten.“

Praktisches Beispiel:

Ein Beispiel ist eine Frau im Wartezimmer eines Arztes, welche die ganze Zeit nur auf den Boden starrt. Zunächst könnte man annehmen, sie würde nicht kommunizieren. Dennoch tut sie es, indem sie den anderen Wartenden nonverbal mitteilt, dass sie keinerlei Kontakt möchte.

 

2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt

„Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei letzterer den ersten bestimmt.“

Der Inhaltsaspekt hat die Aufgabe, Informationen zu vermitteln. Der Beziehungsaspekt gibt Aufschluss darüber, wie die Beziehung vom Empfänger aufgefasst wird. Bezüglich der Übertragung auf die Kommunikationssituation lässt sich sagen, dass es keine rein informative Kommunikation zwischen zwei Menschen gibt. Jede Äußerung enthält eine Beziehungsaussage. z.B.: „Sie haben aber eine schöne Perlenkette. Ist die echt?“

Durch Gestik, Mimik und Tonfall des Sprechers werden im Angesprochenen verschiedene Reaktionen ausgelöst:

Bestätigung (die Aussage wird als Kompliment verstanden).

Verwerfung (die Aussage wird fallen gelassen, da sie als negativ empfunden wird).

Entwertung (der Sprecher und seine Aussage werden entwertet).

Wenn eine negative Beziehung auf der Inhaltsebene ausgetragen wird, kann dies eine gestörte Kommunikation zur Folge haben.

Praktisches Beispiel:

Peter wertet in einer Diskussion die Argumente von Stefanie ab, weil er Stefanie nicht leiden kann.

 

3. Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung

„Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.“

Auch hier lassen sich Regeln festhalten:

Jeder Teilnehmer einer Interaktion gibt der Beziehung eine Struktur.

Auf jeden Reiz folgt eine Reaktion (Verhaltenskette).

Jeder Reiz ist zugleich auch Kommunikation, da eine Kommunikation kreisförmig verläuft. Es gibt keinen Anfangspunkt.

Praktisches Beispiel:

Eine Ehefrau beschwert sich, ihr Mann würde sich ständig zurückziehen. Der Mann weist jedoch darauf hin, dass er sich nur zurückziehe, weil seine Frau ständig an ihm herumnörgelt. Die Frau nörgelt also und der Mann zieht sich zurück. Weil er sich zurückzieht, nörgelt sie mehr. Man sieht, dass es sich hier um einen Teufelskreis handelt. Liegt eine Störung vor, nimmt einer der beiden Kommunikationspartner an, dass der andere die gleichen Informationen besitzt, wie er selbst. Durch diese subjektive Fehlinterpretation (Wahrnehmung), passiert meistens dann auch genau das, was der gestörte Kommunikationspartner prophezeit hat (Ursache-Wirkungs-Zusammenhang).

 

4. Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten

„In der Kommunikation gibt es zwei Möglichkeiten Objekte darzustellen. Zum einen kann man sie durch die Analogie (z.B. eine Zeichnung) ausdrücken oder dem Objekt einen Namen geben.“

 Nicht nur das gesprochene Wort (in der Regel digitale Kommunikation), sondern auch die nonverbalen Äußerungen wie z.B. Lächeln, Wegblicken,…, also kurz, die analoge Kommunikation, teilen etwas mit.

Digital: Inhaltsaspekte einer Nachricht; es wird komplexes Wissen übermittelt. Logische Verknüpfungen und Negationen lassen sich ausdrücken.

Analog: Beziehungsaspekte einer Nachricht werden übermittelt; evolutionär betrachtet, wesentlich älter, schon in Gebrauch, als wir der Sprache noch nicht mächtig waren.

Mit analogen Elementen wird häufig die Beziehungsebene vermittelt, mit digitalen Elementen die Inhaltsebene. Es gibt Tränen des Schmerzes und der Freude und ein Lächeln kann Sympathie oder Verachtung ausdrücken. Analoge Kommunikation ist mehrdeutig und kann unterschiedlich entschlüsselt werden. Durch mögliche Fehlinterpretationen können Konflikte zwischen den Kommunikationspartnern entstehen.

Praktisches Beispiel:

Ein Küsschen, das ein Kind von seinen Eltern bekommt, kann heißen: „Wir mögen dich sehr gerne!“ oder auch „Lass uns jetzt bitte in Ruhe und geh‘ ins Bett!“

 

5. Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär

„Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem, ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruht.“

Beziehungen zwischen Partnern basieren entweder auf Gleichheit oder auf Unterschiedlichkeit. In komplementären Beziehungen ergänzen sich unterschiedliche Verhaltensweisen und bestimmen den Interaktionsprozess. Die Beziehungsgrundlage besteht hierbei in der Verschiedenheit der Partner. Häufig drückt sich diese Unterschiedlichkeit in einer Unterordnung aus, d.h. der eine hat die Oberhand über den anderen. Eine symmetrische Beziehungsform zeichnet sich dadurch aus, dass die Partner sich bemühen, Ungleichheiten untereinander zu minimieren (Streben nach Gleichheit).

Sind die Kommunikationsabläufe symmetrisch, so handelt es sich um zwei gleich starke Partner, die nach Gleichheit und Verminderung von Unterschieden streben. Man könnte es auch ein „spiegelhaftes Verhalten“ der Partner nennen.

Sind die Abläufe komplementär, gibt es immer einen „superioren“ und einen „inferioren“ Partner. Die Partner ergänzen sich in ihren Verhalten.

Daraus entstehen häufig paradoxe Handlungsaufforderungen. Entweder es kommt zu sogenannten „doppelten Botschaften“ (z.B. nonverbal etwas anderes ausdrücken als man sagt) oder zu paradoxen Voraussagen.

Praktisches Beispiel:

A bekommt einen roten und einen grünen Pullover von B geschenkt. A zieht den roten an. B unterstellt A, dass ihm der grüne nicht zu gefallen scheint. Hätte A den grünen zuerst angezogen, wäre dasselbe passiert wie beim roten. Egal was A gemacht hätte, es wäre in den Augen von B falsch gewesen, beziehungsweise führte zu einer negativen Interpretation – und A hat keinen Einfluss darauf, egal wie er sich verhält.

Was gilt es mitzunehmen?

Man kann sich nicht nicht verhalten, selbst Schlafen ist ein Verhalten. Sowohl beim Zuhören als beim Sprechen passiert viel mehr als nur die Lautentwicklung mit der Zunge und die Vibration auf dem Trommelfell. Du weisst bereits: Kommunikation heisst, nicht nur Information austauschen oder übermitteln, sondern auch miteinander in Verbindung treten, sich verständigen, sich verstehen.

In Kurzform:

Alles ist Kommunikation: Worte und Verhalten beinhalten Inhalts- und Beziehungsaspekte, eins folgt dem anderen und die Ebenen wechseln auch noch.

 

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