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Glückliche Goldfische…

Glückliche Goldfische …

… leben vor allem in Monza (Italien). In 2004 hat der damalige Bürgermeister Giampetro Mosca mit den Worten:

„Ein Fisch in einem runden Glas  hat eine gestörte Sicht der Realität und leidet sehr darunter“,

das Gesetz eingeführt, dass Goldfische nur in rechteckigen Aquarien gehalten werden dürfen. Kein Wort über die etwas einseitige Diät, über den Lärm der Sauerstoffpumpe oder über die kunstvollen Plastik-Schlösser im Aquarium….

Goldfische in Monza haben das fundamentale Recht, die Wirklichkeit so zu sehen wie sie ist.

Kommentar:

Die Stadträte von Monza haben nicht vorgeschlagen, dass wir Menschen das gleiche Recht haben sollen, vermutlich weil sie wissen, dass das gar nicht so einfach ist.

Welche Realität sehen wir?

Zuerst mal unsere ganz eigene…

…und die unterliegt, wie zahlreiche wissenschaftliche Tests bestätigen, kognitiven Verzerrungen. Wir misstrauen weder dem, was wir sehen, noch unseren Emotionen oder unseren Gedanken. Unbewusst werden wir jedoch oft beeinflusst. Das Fleisch und die Wurstwaren in der Migros sehen so frisch aus, weil die Marketing Spezialisten dort rote Lampen installiert haben. Sehen wir die roten Lampen in unserem Leben?

„Es gibt nichts Gutes oder Schlechtes, es sei denn das Denken macht es dazu.“

Hamlet

Frau

Manche sehen als erstes die junge Frau und andere sehen zuerst die ältere Dame. Im Bild sind beide.

Wir beschäftigen uns überflüssigerweise mit den Fehlern, die bereits unabänderliche Geschichte sind oder machen uns Sorgen darum, was noch alles schief gehen könnte.

Ich bin mit meiner Aufmerksamkeit und meinem Zentrum durch das aktive Erfüllen meiner Intentionen „ich“. Und dann sind da noch Gedanken, die nervig sind. Als ob uns jemand beobachtet und kommentiert. Und wir denken, wir haben keine Kontrolle….

Wer ist es, der da zu uns spricht? Vielleicht ein Untermieter, dem wir zu viel Freiheit geben? Oft sind es Probleme und Sorgen, die er uns macht.

Sorge dich nicht – lebe!

hat Dale Carnegie geschrieben. Einfacher gesagt als getan. Sorgen gehören zum Leben, aber es liegt an uns, wie wir damit umgehen. Die meisten unserer Befürchtungen haben sich nicht erfüllt und doch sind wir häufig beunruhigt.

 

Nichts gegen Probleme (hier: Probleme lieben). Wir schätzen Überraschungen und wenn wir sie nicht mögen, dann heissen die Überraschungen eben Probleme.

Um Frieden mit unseren Sorgen und Problemen (für Gedanken siehe: „Wir sind nicht unsere Gedanken“) zu schliessen, gilt es, den Untermieter besser zu verstehen. Ist es unsere eigene Realität die wir sehen, oder die tatsächliche Realität?

„Das gefällt mir. Das mag ich nicht. Das ist gut. Das ist schlecht.“

Der Untermieter bewertet konstant, was da draussen abläuft.

Er quatscht den ganzen Tag. Wen Sie ihn treffen wollen, dann setzen Sie sich einfach mal für 5 Minuten still hin. Wahrscheinlich werden Sie anstatt der Stille sein Geschnatter hören:

“Warum sitze ich jetzt hier? Ich habe Wichtigeres zu tun. Das ist Zeitverschwendung. Der einzige hier bin ich. Um was geht’s denn eigentlich?”

Er bringt uns nicht nur angsterfüllte Gedanken, manchmal geht er uns einfach auf die Nerven.

Wir entspannen uns mit unserer geliebten TV- Show und:

„Unten das Licht gelöscht? Willst Du nicht lieber checken, ob der Herd wirklich aus ist? Nein, nicht jetzt, erst, wenn die Show zu Ende ist. Doch, mach‘ es jetzt, sonst ist die Elektrizitätsrechnung wieder so hoch.“

Im Prinzip sind wir nie alleine.

Oft hören wir den Untermieter unbewusst, quasi wie unter Hypnose sind wir in einer Berieselungs-Trance und fühlen uns auch noch wohl dabei. Wie kontrollieren wir unsere Gedanken? Indem wir sie beobachten.

Wenn wir erkennen, dass uns etwas stört, dann können wir uns fragen:

Wer sieht das eigentlich so? Wer definiert das Problem?

Damit distanzieren wir uns. Wir betrachten die Situation neutral. Wir können den stoischen Ansatz wählen: kann ich es beeinflussen, dann ab in die Aktion. Wenn nicht, ist jeder weitere Gedanke Verschwendung.

Wenn wir objektiv sind, erkennen wir, dass die meisten Probleme hausgemacht sind, also nur in unserer eigenen Realität bestehen.

Wenn das Picknick oder der Grillabend für Samstag geplant, wegen Regen ins Wasser fällt, ist das gut für den Hobbygärtner. Für den Gastgeber erscheint es als Problem, aber nur, weil seine Erwartungen und Hoffnungen sich nicht erfüllt haben. Sein wirkliches Problem liegt in ihm, in seiner Sicht der Dinge.

Man kann die Dramaqueen in sich abstellen. Wenn man sich bewusst wird, was da im Kopf abläuft.

Wenn wir den Untermieter erkannt haben und achtsam beginnen, uns nicht mehr mit ihm zu identifizieren, dann können wir uns von ihm befreien.

Wenn diese Achtsamkeit noch nicht manifestiert ist, fangen Sie einfach an, den Untermieter objektiv zu beobachten: den ganzen Tag. Am morgen beginnen und beobachten, was er denn so alles von sich gibt. Wenn Sie jemanden treffen, wenn das Telefon klingelt…, einfach versuchen, ihn zu beobachten.

Sie hören ihm zu, ohne Kommentar und gelangweilt wie er ist, geht’s gleich weiter:

“Ich hab Hunger, ich muss was essen. Pizza wäre gut. Zu spät zum Bestellen und zu weit zu fahren. Ich habe Hunger. Ist noch Schokolade im Kühlschrank?“

Die Zwickmühle, in die wir uns manchmal mit unseren Gedanken hineinmanövrieren zu erkennen, ist der erste Schritt. Im zweiten Schritt geht es darum, sich zu distanzieren. Ist unsere Realität identisch mit dem was wirklich Sache ist?

Sorgen machen bringt uns nicht weiter, entweder es gibt etwas zu tun oder nicht. Dem Untermieter kündigen können wir nicht, aber wenn wir wollen, sind wir Herr im Haus.

Trag‘ dir Sorge.

Inspiriert durch:
Michael Singer: „the untethered soul – the journey beyond yourself“
Daniel Gilbert:  „Stumbling on Happiness“

 

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