«Es gibt zwei grobe Synonymbedeutungen für Veränderung:

  1. Begriffe wie Änderung, Abwandlung, Korrektur, Modulation, Überarbeitung, Umänderung, Umarbeitung, Umbildung, Umformung, Umgestaltung, Umwandlung lassen eine enorme Vielfalt der Begrifflichkeit deutlich werden. Bildungssprachlich bzw. fachsprachlich kommen noch hinzu:

Modifikation, Modifizierung, Revision oder Transformation

Novellierung (vor allem in Politik und Rechtswissenschaft)

Naturwissenschaftlich auch in Begriffen wie Evolution, Mutation oder Mimikry-Prozess

  1. Auch Begriffe wie Abkehr, Abwendung, Neuerung, Neugestaltung, Neuregelung, Umbruch, Umkehr, Umschwung, Umstellung, Wechsel, Wandel, Wende, Wendung lassen die Spannbreite der Veränderung erkennen.

Damit beschreibt der Begriff „Veränderung“ den Ablauf oder Verlauf einer stofflichen oder nicht-stofflichen Umwandlung, also eines Wechselprozesses innerhalb einer gewissen Zeitspanne.»[1]

In der Regel können wir uns kurzfristig und problemlos auf Veränderungen unseres Alltagslebens einstellen, etwa auf jahreszeitlich bedingte Änderungen. Ein Wohnungs- oder Ortswechsel oder gar ein Berufswechsel fallen hingegen meist schwerer, noch schwerer ist es, langjährige, liebgewonnene Gewohnheiten aufzugeben. Am schwersten fällt es einem, sich in grundlegenden Anteilen der Persönlichkeit wie Impulskontrolle, Pünktlichkeit, Sorgfalt, Sauberkeit, Ausdauer, Offenheit, Ehrlichkeit und Vertrauen zu ändern.

Motive

Alles, was ein Mensch tut oder unterlässt, hat seine Gründe. Entweder wir befriedigen ein Bedürfnis oder wir handeln, weil eines unserer Bedürfnisse nicht befriedigt wird. Man könnte denken, wir oder andere täten etwas rein zufällig, aber das ist ein Irrtum. Warum? Weil viele Faktoren und Motive, die unser Handeln bestimmen, uns verborgen sind.

Unsere Gene mögen Einfluss haben. Motive, die in frühester Kindheit entstanden sind und nicht erinnert werden (infantile Amnesie). Dinge, die vergessen wurden und sich tief im Langzeitgedächtnis verstecken.

«Ab und zu wundern wir uns, warum wir bestimmte Dinge tun. Natürlich können wir häufig bewusste Motive benennen, aber dabei handelt es sich meist nur um aktuelle, nicht aber um tiefgreifende Motive. Mit anderen Worten: Menschen verhalten sich motiviert, und Motive sind unbewusste, intuitive oder bewusste Handlungsanleitungen.

Motive sind also Handlungsantriebe, die sich nur gelegentlich in Form von expliziten Willensakten äussern. Viele Dinge in unserem täglichen Leben laufen wie selbstverständlich ab. Wenn es regnet, spannen wir den Regenschirm (sofern zur Hand) auf; wenn wir hungrig sind, essen wir etwas. Dazu brauchen wir meist keinen Willensakt, weil diese Dinge weitgehend automatisiert sind und ihnen keine Hemmnisse in Form von Gegenmotiven gegenüberstehen. Das ist anders, wenn Schwierigkeiten auftreten, etwa wenn der Regenschirm klemmt oder das Essen eklig aussieht. Dann müssen wir einen bewussten »Willensakt« vollziehen.»[2]

Belohnungs- und Enttäuschungsneurone

Erfolg und Misserfolg, Lust und Unlust sowie Gewinn und Verlust werden registriert und sind die Grundlage unseres zukünftigen Verhaltens – es geht um das Erkennen und Abspeichern des Positiven und des Negativen in unserem Leben und Handeln, samt seinen Konsequenzen.

Es gibt Neurone, die «feuern», wenn es irgendeine Belohnung gibt, und zwar um so mehr, je grösser die Belohnung ist. Es gibt andere Neurone, die reagieren, wenn eine erwartete Belohnung nicht erfüllt wird. Die Aktivität der sogenannten Belohnungs- und Enttäuschungsneuronen bilden die Grundlage des unbewussten Belohnungsgedächtnisses.

Unser Belohnungsgedächtnis ist wiederum die Grundlage für unsere Belohnungserwartungen. Dabei ist interessant, dass bei einer Belohnung, die ziemlich sicher eintritt, wir dies gar nicht mehr als Belohnung empfinden. Beispiel: Das morgendliche Aufwachen wird nicht als Belohnung empfunden und die wenigsten freuen sich darüber.

Es ist wie die hinterlistige Tücke bei Erwartungen an andere. Es gibt drei mögliche Resultate:

Die (Belohnungs-) Erwartungen werden erfüllt. Dann gibt es kein Abweichungssignal und die Neuronen zeigen nur eine geringe Veränderung zur Ruheaktivität. Wir nehmen das Ereignis mit Genugtuung wahr, aber nicht als erfreuliches Ergebnis. Wie an der Börse, wenn ein Unternehmen «nur» die geschätzten Gewinne erreicht hat, lässt oft der Preis nach.

Die Abweichung ist positiv, d.h. die Belohnung fällt überraschenderweise höher als erwartet aus. Das aktiviert die Neuronen und führt zu Freude. Aktien steigen zum Beispiel bei höheren als erwarteten Quartalsergebnissen.

Die Belohnung fällt geringer aus oder es gibt keine. Die Neurowissenschaftler gehen in diesem Fall unter Umständen auch davon aus, dass sich unsere Amygdala (der Teil, der für Flucht, Erstarren oder Kampf zuständig ist) dann auch noch meldet. Im Beispiel Börse fallen die Kurse dann in den Keller.

Unsere Belohnungserwartung ist eine Vorstellung – und diese Vorstellung (die immer in der Zukunft liegt) ist es, die uns vorantreibt, die uns motiviert. Die Erfahrung von Lust und Unlustvermeidung bedeutet jedoch nicht automatisch, dass man nach einer Wiederholung dieser Erfahrung strebt. Viele Menschen lassen in ihrem Streben jäh nach, sobald ein lang ersehntes Ereignis eingetreten ist, etwa die Verbeamtung oder die Übernahme eines Lehrstuhls. Warum, wenn man «alles» erreicht hat, noch anstrengen? Nur ein kleiner Teil gibt sich nicht zufrieden und strebt nach «noch Höherem».

Belohnungen

Veränderungen der Strukturen und Funktionen in unserem Hirn für Fühlen, Denken und Handeln sind komplex und (Energie-) teuer. Deshalb neigt unser Gehirn, alles billiger, also automatisch zu erledigen. Aus Sicht des Gehirns «muss» es immer einen triftigen Grund geben, damit Veränderung entstehen kann. Menschen ändern ihr Verhalten nur dann, wenn sie sich von der Veränderung eine Belohnung versprechen.

Belohnungen und Erwartungen lassen sich grob in 3 Klassen aufteilen: materielle, soziale und intrinsische Belohnungen.

Materielle Belohnung

Einkommen, Boni und sonstige Privilegien sind zu Beginn wirkungsvoll. Nur, man gewöhnt sich daran. Je höher die ursprüngliche Belohnung war, umso rascher lässt die Wirkung nach. Oft entsteht ein Enttäuschungseffekt, weil man insgeheim mit mehr gerechnet hat. Und werden Belohnungen wieder rückgängig gemacht, dann entstehen sogar negative Effekte. Verluste werden, so die Forschung, nämlich doppelt so stark empfunden als Gewinne (siehe Verlustaversion).

Soziale Belohnung

Lob, Macht, Bindung, Anerkennung (Vorgesetzte und Kollegen), Titel und Privilegien kommen zum Einsatz, wenn die materielle Seite nicht mehr zieht. Je häufiger gelobt wird, umso schneller verlieren die Lobeshymnen an Reiz. Nebenbei, gerade in Unternehmen führen ausgezeichnete, verdiente Mitarbeiter fast immer automatisch zu Neid und Missgunst der Mitstreiter. Alfie Kohn hat dies in seinem Buch Punished by Rewards (leider nur auf Englisch) ausführlich beschrieben. Hier findest du ein Interview mit Alfie, «Du sollst Dein Kind nicht loben» auf Deutsch.

Intrinsische Belohnung

Materielle als auch soziale Belohnung sind extrinsisch, von aussen. Das heisst, die Belohnung an sich ist der einzige Antrieb, sich so und nicht anders zu verhalten. Das macht auf die Dauer nicht glücklich.

Intrinsische Motivation besteht aus der Freude des Gelingens, bringt Selbstbestätigung durch das Gefühl der Verwirklichung der eigenen Fähig- und Fertigkeiten und Wünsche. Deshalb willst du dir deine Ziele selbst stecken – das nennt man Selbstwirksamkeit.

Die intrinsische Belohnung (und damit Motivation) steigert sich mit zunehmender Perfektion und persönlicher Weiterentwicklung und/oder mit dem eintreffenden Erfolg. Intrinsische Motivation lässt, ausser bei anhaltendem Misserfolg, nicht nach.

Voraussetzung für intrinsische Belohnung bedingt eine Kongruenz von Motiven und Zielen. Dies nennt der Psychologe Bandura die Selbstwirksamkeitserwartung – die Überzeugung, dass die Verwirklichung von Zielen durch das eigene Verhalten beeinflusst werden kann.

Das Verfolgen von selbstbestimmten Zielen und Meistern einer Herausforderung trägt in sich eine interne Belohnung und braucht keine Belohnung von aussen.

Fazit

Es braucht Klarheit über seine Motive. Motive kannst du auch als Synonym für Leidenschaft(en) sehen. Für das, wofür du brennst, brauchst du kaum (externe) Motivation – du tust es einfach. Fragst du dich, was deine Leidenschaften sind, dann nimm dir Zeit für dich – oder engagiere einen Coach.

Die Kongruenz von Motiven (die oft unbewusst sind) und Zielen motiviert dich und lässt dich in deiner Persönlichkeit entwickeln. Ziele, als Erfüllungsgehilfen für die Motive, braucht es. Schon Goethe hat dies vortrefflich formuliert:

Sobald der Geist auf ein Ziel gerichtet ist, kommt ihm vieles entgegen.

Chancen können ergriffen werden und die entstandene Klarheit und Aufmerksamkeitsfokussierung helfen, die vorhandenen Kräfte und Potenziale zu mobilisieren.

[1] de.wikipedia.org/wiki/Veränderung

[2] Roth, Gerhard. Coaching, Beratung und Gehirn

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