Als Gautama Buddha sagte:

„Jeder Atemzug, den ich nehme, ist ein neues Ich“,

hat er nicht metaphorisch gesprochen. Er hat es wörtlich gemeint. Buddha lehrte, dass das Leben eine Abfolge von Momenten ständiger Reinkarnation von einem früheren Ich zu einem gegenwärtigen Ich ist.

In jedem Moment kannst du durch deine Entscheidungen und Handlungen Freude, Glück, Traurigkeit oder Angst erleben. Diese spezifischen Emotionen bleiben jedoch nicht bestehen.

Mit jedem Atemzug verändern sie sich und verschwinden schließlich. Deine Emotion wurde von einem früheren Du erlebt. Was auch immer du hoffst, dass etwas in deinem nächsten Atemzug, am nächsten Tag oder im nächsten Jahr geschehen wird, wird von einem anderen Du, dem zukünftigen Du, erlebt werden.

Die einzige Wiederholung von dir, die zählt, ist das gegenwärtige „Ich“, das gerade einen Atemzug getan hat. In meiner Welt hatte Buddha Recht.

Das bedeutet jedoch nicht, dass du deine spirituellen Glaubensgedanken aufgeben oder zum Buddhismus konvertieren solltest.

Ich lade dich lediglich ein, Buddhas Einsicht als ein „neues Paradigma“ zu betrachten, um über dein Verständnis zum stetigen Vergehen der Zeit zu reflektieren.

Unbeständigkeit

Ein Grundpfeiler des Buddhismus ist die Unbeständigkeit. Das Verständnis, dass die Gefühle, Gedanken und materiellen Besitztümer, die wir jetzt haben, nicht von Dauer sind. Sie können in einem Augenblick verschwinden – mit dem nächsten Atemzug. Wir wissen, dass dies empirisch gesehen wahr ist und doch – so oft – wehren wir uns mit Händen und Füssen gegen diese allgegenwärtige Vergänglichkeit

Doch unsere Disziplin, unsere Motivation, unsere gute Laune – was auch immer in uns für Gefühle und Gedanken, Emotionen und Ideen vorhanden sind – sind nicht von Dauer. Sie können uns so plötzlich entgleiten, wie sie aufgetaucht sind.

Das westliche Paradigma, das seit der Kindheit tief verwurzelt ist, ist ein ständiges Argument gegen die Unbeständigkeit. Eigentlich ist es ein Märchen, mit immer demselben Ende: Und dann lebten sie glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende. Im westlichen Paradigma geht es darum, sich um etwas Besseres in der Zukunft zu bemühen und zu glauben, dass zwei Dinge dabei herauskommen werden: (a) was auch immer unsere Verbesserung ist, wir bleiben im Wesentlichen dieselbe Person, die wir waren (nur besser), und (b) entgegen allen Anzeichen wird es dieses Mal Bestand haben.

Wenn, dann …

Dies ist die große westliche Krankheit des „Ich werde glücklich sein, wenn …“. Es ist die allgegenwärtige Denkweise, mit der wir uns selbst davon überzeugen, dass wir glücklich sein werden, wenn wir die Beförderung erhalten, eine Familie gründen, ein Stück Pizza essen oder irgendein anderes Abzeichen für unsere kurz- oder langfristigen Wünsche erlangen.

Wenn wir das Abzeichen dann endlich in den Händen halten, kommt natürlich etwas, das uns dazu zwingt, den Wert desselben herabzusetzen und unser Streben nach dem nächsten Abzeichen zu erneuern. Und danach das nächste … und das nächste:

Wir wollen die nächste Stufe in der Organisationshierarchie erreichen. Wir bestellen ein weiteres Pizzastück zum Mitnehmen. Wir leben in dem, was Buddha das Reich des „hungrigen Geistes“ nannte, der immer isst oder konsumiert, aber nie satt wird. Das ist eine frustrierende Art zu leben, und deshalb plädiere ich für eine andere Sichtweise der Welt – eine, die den gegenwärtigen Moment verehrt und nicht die Momente davor oder danach.

Fazit

Wenn du akzeptierst, dass alles, was blüht, auch vergeht und verschwindet, akzeptierst du einen Standpunkt, der sich nicht nur auf weltliche Errungenschaften und Status bezieht. Du erfährst damit eine Freiheit im Erleben und ebenso eine Freiheit, was vergangene Erlebnisse anbelangt; wir können damit Schuldgefühle außen vor lassen, den es war das vergangene „Ich“, das den einen Fehler gemacht hat: denn du hast dich weiterentwickelt und dazugelernt.

Dieser Standpunkt ist für deine persönliche Entwicklung von großer Bedeutung. Du erkennst, dass die Person, die du einmal warst, kein lebenslanges Urteil darüber bedeutet, wer du heute bist oder in Zukunft sein wirst.

Du kannst vergangene „Fehler“ loslassen, daraus lernen – und weitermachen.

„Okay,“ sagst du. Genug mit der federleichten Quasi-Spiritualität. Wie hängt dieses Paradigma „jeder Atemzug“ nun mit dem Leben zusammen?

Die Verbindung ist so unmittelbar und direkt wie das Umlegen eines Schalters, um einen dunklen Raum mit Licht zu erfüllen. Wenn wir akzeptieren, dass alles Wertvolle, das wir uns verdient haben – von den kleinen Dingen wie dem Lob eines Lehrers bis hin zu den großen Dingen wie unserem guten Ruf oder der erwiderten Liebe eines Menschen – vergänglich ist und den Launen und der Gleichgültigkeit der Welt unterliegt, können wir auch akzeptieren, dass diese „wertvollen Besitztümer“ ständig neu verdient werden wollen, praktisch täglich oder stündlich, vielleicht sogar so häufig wie mit jedem Atemzug.

Inspiriert durch Goldsmith, Marshall; Reiter, Mark. The Earned Life Penguin Books Ltd.

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