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Was ist der Sinn des Lebens?

Dies ist die Fortsetzung des Artikels «Ich bin der Käpt’n meiner Seel.»

Die Antwort auf die Frage im Titel gehört zum Umgang mit sich selbst. Denke dabei nicht abstrakt: Es geht nicht um den Sinn des Lebens schlechthin. Nein, es geht ganz konkret um die Werte deines Lebens. Was ist wichtig für dich und wie selbstbestimmt gehst du damit um? Vorsicht, das eine oder andere im Artikel kann deine «Seel» berühren – und wenn du dich wie im Spiegel erkennst, dann mag das nicht nur gute Gefühle nach sich ziehen.

Das Oberflächliche auf Kosten des Bedeutenden

Ein Grossteil der Gesellschaft scheint sich auf das Oberflächliche zu konzentrieren. Wir sind fixiert auf die physische Erscheinung, den Status, den Reichtum, die politische Einsichtigkeit und Ruhm – oftmals mehr als auf Tugenden, Charakter und das Gemeinwohl.

Obwohl ein weiterer Grossteil der Menschen heute in einer Zeit des relativen Friedens und des Überflusses leben, kämpfen sie mit Unzufriedenheit und mangelnder Erfüllung. Kompensiert wird auf vielfältige Weise: Einkaufen oder Zeit investieren in der Unterhaltungsindustrie, oder andere Menschen um deren Leichtigkeit und Luxus zu beneiden, welche mit den Selfies, bei wer weiss welchen Aktivitäten, «veröffentlicht» werden.

Zu welchem Zweck jagen wir all dem Zeug hinterher? Wer oder was muss besser, erfolgreicher als bei den anderen (mit welchem Massstab gemessen) sein? Hat sich seichter Egozentrismus in unseren Seelen eingenistet und damit die tieferen Neigungen zu Tugend und Freundlichkeit ersetzt?

Modelliert man seine erstaunlichen Körper, weil man Gesundheit und Fitness liebt oder weil man nach Aufmerksamkeit für sein Aussehen lechzt? Bring man sich auf der Arbeit (fast) um, weil die Leidenschaft da gelebt wird, oder weil man mehr Kohle braucht, damit die anderen sehen wie erfolgreich man ist?

Geht es bei Fitness und Erfolg um die Eitelkeit, sich mit X zu messen oder sind es tiefere, edlere Beweggründe? Wie der Wunsch, den Kindern mit gutem Beispiel voranzugehen. Sich um sich selbst zu kümmern, damit man gut für die Familie sorgen kann. Erfolg haben, um etwas zu bewirken, andere zu inspirieren und der Gesellschaft etwas zurückzugeben?

Die Kraft und Macht der Selbstreflexion

Philosophie wird in unseren Schulen und Universitäten nicht mehr so breit gefächert gelehrt wie früher. Sie ist den Naturwissenschaften, Technik, Ingenieurwesen, Mathematik zum Opfer gefallen. Auf dem heutigen Arbeitsmarkt verspricht dies eine gute Rendite, hilft uns aber nicht unbedingt beim Nachdenken über ein sinnvolles Leben.

Viele Hochschulabsolventen verlassen die Universitäten ohne eine Ausbildung, um über sich selbst und das Leben nachzudenken. Sie wissen vielleicht, wie man Computer programmiert und sich den Unternehmergeist zu eigen macht, sind aber für die tieferen Fragen des Lebens nicht gerüstet. Vielleicht ist dies zum Teil der Grund für Depressionen und unser Unglück?

Zwei Gäste sind es, die du stets bewirtest: deinen Leib und deine Seele.
Was du dem Leib bietest, gibst du bald wieder her.
Was du aber der Seele bietest, behältst du für immer.

Epiktet

Einer der Vorteile, sich mit Philosophie und insbesondere mit den Stoikern zu beschäftigen, besteht darin, dass sie zur Selbstreflexion einladen. Die Lektüre tiefgründiger Denker wie Epiktet und Marcus Aurelius ermöglicht es uns, anhand einiger Gedankenanstösse über unser eigenes Leben nachzudenken. Das beginnt damit, dass wir Fragen stellen. Wir beginnen, das Wesentliche neu zu bewerten.

Hier sind ein paar Fragen zur Selbstreflexion, die wir uns alle stellen sollten:

⇒ Bin ich ein guter Mensch?

⇒ Lebe ich ein tugendhaftes Leben?

⇒ Folge ich meinen Grundwerten und Überzeugungen?

⇒ Leiste ich mein Bestes?

⇒ Kümmere ich mich richtig um mich selbst?

⇒ Bin ich des Respekts der anderen würdig?

⇒ Setze ich meine Talente voll ein?

⇒ Helfe ich anderen?

Selbstreflektierende Fragen ermutigen uns, zu beurteilen, wer wir sind und wohin wir gehen. Je eher wir lernen, dies zu tun und unsere Mängel zu korrigieren, desto sinnvoller wird unser Leben werden.

Die Kraft der Selbstreflexion besteht darin, dass sie uns zu einem besseren Leben befähigt. Wir können Kurskorrekturen vornehmen und unsere Charaktertiefe verbessern.

Wir tun nicht gute Taten, um die Aufmerksamkeit anderer zu gewinnen, sondern wir tun es für innere Gelassenheit und damit für dauerhafte persönliche Freiheit. Es fühlt sich einfach gut an, das Richtige zu tun.

Wenn du ein sinnvolles Leben führen wollen, gibt es drei Worte, nach denen wir alle leben sollten. Drei Worte, zu denen Epiktet und die anderen Stoiker applaudieren würden. Die drei Worte sind:

Tue das Richtige

Wann immer wir uns bemühen, das Richtige zu tun, investieren wir nicht nur in unseren guten Charakter, sondern verbreiten eine Art Gnade in der Welt. Mit Tugend zu leben, freundlich zu anderen zu sein und unseren moralischen Charakter zu schützen, hilft uns, ein niedriges Selbstwertgefühl zu isolieren.

Denke darüber nach, wie du dich fühlst, wenn du andere mit Freundlichkeit behandelst. Überlege, wie du dich fühlst, wenn jemand dir gegenüber «richtig» handelt.

Was mich mehr beeindruckt als der Typ, der einen Lamborghini fährt, ist die freundliche Frau im Honda Civic, die langsamer wird, um mich in den geschäftigen Verkehr zu lassen. Ich bin mehr von dem pummeligen Getränkemarktbesitzer bewegt, der den Kasten Bier freiwillig in meinen Wagen lädt, als von dem Bauchmuskel-Trainierenden, der im Fitnessstudio immer wieder laut stöhnt, damit die anderen ihn bewundern können.

Das Wichtigste im Leben ist nicht die Eitelkeit oder der Lebensstatus, sondern der Charakter. Das Richtige zu tun, erfordert mehr als nur gute Absichten. Es erfordert Taten.

Handeln ist leicht, Denken schwer;
nach den Gedanken handeln unbequem.

Johann Wolfgang von Goethe

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