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Tun oder Nichttun

Tun, oder Nichttun

“I liebe Deadlines,”

sagte einst Douglas Adams (englischer Autor von „The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“).

“Ich liebe das zischende Geräusch, wenn sie an mir vorbei sausen.”

Wir wollen eine Aufgabe erledigen und doch verschieben wir sie auf morgen. Manchmal, weil uns die Aufgaben nicht wichtig genug sind und andere schieben wir, obwohl sie wichtig für uns wären, und widmen unsere Aufmerksamkeit etwas anderem.

Warum zögern wir Dinge hinaus? Ist das normal oder ist da etwas nicht in Ordnung, wie wir mit unseren Aufgaben umgehen?

Kommentar

Es geht nachfolgend nicht um die Fähigkeit und Kunst sich Zeit für sich zu nehmen und bewusst zu reflektieren sondern um die Dinge die wir tun wollen und aufschieben.

Wir haben die Wahl, entweder die Aufgabe anzupacken, eine andere zu beginnen, etwas zu tun, was uns Spass macht oder nichts tun. Zeit für Kaffeepause und die Zigarette.

Unsere Entscheidung unterliegt zumeist dem Wert und Nutzen, den wir der Aufgabe im Moment zuordnen.

Dies ist subjektiv und oft entscheiden wir uns für eine kurzfristige Befriedigung, anstatt zu überlegen, was denn längerfristig tatsächlich gut für uns wäre.

Wenn unsere Entscheidung, etwas zu tun, von dem Wert abhängt, dem wir ihr zuordnen, dann scheint es ein Einfaches, uns zu beeinflussen. Der Trick wäre, den subjektiven Wert im Moment zu erhöhen, die Ablenkung zu minimieren oder beides zu kombinieren.

Das klingt einfach, in der Umsetzung liegt der Hund begraben. Mehrere Einflüsse gilt es zu beachten, da manche gegen uns arbeiten.

Der innere „Schiebe-Hund“ hat die Oberhand. Jetzt lieber im Internet surfen, als das Angebot für den potentiellen neuen Kunden erstellen.

Nicht die Probleme sind das Problem (siehe: Jedes Problem hat eine Lösung), sondern wenn es uns schwer fällt über Probleme un deren Ursachen nachzudenken. Nur Dinge die man erkennt, die man aus der Achtsamkeit mit sich selbst benennen kann, kann man ändern – wenn man will.

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Beim Aufschieben entscheiden wir (allzu oft spontan und unbewusst) dass uns die aktuelle Befriedigung (schöner im Englischen: „instant gratification“) jetzt wichtiger ist, als die übergeordneten Ziele in unserem Leben. 

Vor allem drei Tatbestände helfen uns, Dinge vor uns herzuschieben:

1. Die Deadline liegt weit in der Zukunft

Wir sind nicht nur rational, sondern entscheiden auch emotional, wenn wir die Nützlichkeit von Aktionen für uns definieren. Nicht jede emotionale Entscheidung ist die richtige:

Wir geniessen lieber die Gegenwart, belohnen uns jetzt, als dass wir den Aufwand betreiben für ein Ziel in der Zukunft. Je weiter entfernt das Ziel ist, umso unwichtiger erscheint es uns im Moment.

Nur so ist es zu erklären, dass Diplomarbeiten, Steuererklärungen und Präsentationen gerade fünf vor zwölf fertiggestellt werden.

2. Die Aufgabe ist aufwändig

Manche Aufgaben sind deshalb schwierig zu erfüllen, weil sie Mehraufwand bedeuten.

Dieser Aufwand ist nicht nur körperlicher Art, denn neue Studien bestätigen, dass gerade mentale Arbeit seinen Preis hat. Da wir uns im Laufe des Tages erschöpfen, bevorzugen wir besonders am Abend die einfacheren Dinge und stellen anspruchsvollere Herausforderungen hinten an.

Wenn wir denken, dass eine Aufgabe schwierig ist, dann glauben wir auch, dass unser aufzubringendes Investment höher ist (was meistens verschwindet, wenn wir die Aufgabe einfach anfangen).

Je schwieriger eine Aufgabe ist, oder wenn wir sie als aufwändig einschätzen, umso einfacher schieben wir sie vor uns her oder verbannen sie gar vollständig aus unserem Hirn.

3. Das Projekt ist nicht, was wir wirklich wollen

Wir haben der Aufgabe zwar zugestimmt, aber im tiefsten Inneren fühlen wir uns (bewusst?) unwohl. Eventuell denken wir, vielleicht kann ich diese Aufgabe gar nicht den Erwartungen entsprechend erfüllen oder wir hatten keine Entscheidungsfreiheit bei der Verteilung der Aufgaben. Das bringt Stress und der taucht erst wieder vordergründig auf, wenn wir die Angelegenheit anpacken – bis dahin ist aufschieben einfacher.

Lösungsansatz:

Wenn unser Aufschieben von dem Wert abhängt, den wir der Aufgabe zuordnen, dann scheint es legitim, dass wir erkennen, dass es nicht an unseren Fähigkeiten, sondern viel mehr an unserer Motivation liegt, ob wir etwas aufschieben oder nicht.

Ohne Hunger oder Appetit fällt es schwer, ein Sieben-Gänge-Menü zu kreieren. Ohne Motivation oder erkannte Wichtigkeit scheint unsere Standardreaktion zu sein, Dinge aufzuschieben.

Wenn wir wirklich etwas wollen, wenn es Wert für uns hat, dann sind wir motiviert. Es ist kein Problem, am ersten Urlaubstag früh um vier Uhr aufzustehen, um den Flieger um acht Uhr nach Mallorca zu erwischen. Um vier Uhr aufzustehen, um die Präsentation noch einmal in aller Ruhe zu überdenken, ist etwas anderes.

Unsere Aufgabenerfüllung, unsere Identität

Wie können wir unseren subjektiven Wert einer Aufgabe erhöhen? Eine der besten Möglichkeiten ist es, die Aufgabe als Teil unserer Identität zu definieren. Das funktioniert in allen drei Tatbeständen:

1. Deadline

Es gibt Menschen, die können nur mit Druck und Deadline produzieren. Rational betrachtet, wird es schwierig, dafür eine gesunde Begründung zu finden. Denn die Neurowissenschaftler haben nachgewiesen, dass beste Entscheidungen, hohe Kreativität und Lösungsdenken immer dann vorherrscht, wenn wir entspannt und stressfrei sind.

Jeden Tag eine halbe Stunde Spazierengehen ist besser, als sich am Sonntag auf die dreieinhalb Stunden (Marathon-) Wanderung zu begeben. Nun, hoffentlich regnet es am Sonntag….

2. Komplexität:

Die Angst und den mit komplexen Aufgaben einhergehenden Schmerz kann man reduzieren, indem man die Aufgabe in bekannte, idealerweise angenehme Unteraufgaben zerlegt und dann einfach beginnt.

Und:

„ist es leicht, dann ist es seicht“

und kann von jedermann erledigt werden. Wir alle haben Dinge hinausgezögert und nach Vollendung festgestellt, dass das doch gar nicht so schwierig war.

Die Ikea Bestandteile sind ausgepackt, die handwerkliche Fertigkeit ist gefragt. Mensch, da fehlt ein Teil, nochmal bei Schritt 1 anfangen und siehe da, am Ende ist das Werk vollbracht und wir haben unsere Wertschätzung erhöht. Das heisst nach Michael Norton der Ikea-Effekt

3. Besitztum:

Entweder wir haben die Aufgabe zu erledigen oder nicht, oder wir können sie delegieren (meine Lieblingslösung). Wenn wir sie nicht mögen, dann wäre es doch rational klar:

Aus dem Weg schaffen – und zwar so schnell wie möglich. Erstens, der Schiebe-Hund hat verloren und zweitens erhöhen wir unsere Lebensqualität.

Unerledigte, aufgeschobene Aufgaben haben die faszinierende Eigenschaft, uns gleich mehrfach täglich zu erinnern, dass wir geschoben haben. Im schlimmsten Fall fühlen wir uns miserabel und scheinen vergessen zu haben, dass es nichts Besseres gibt, als unangenehme Dinge aus dem Weg zu schaffen, damit wir wieder geniessen können.

Fazit.

Aufpassen beim Aufschieben. Würden wir uns, wie im Film, von aussen wahrnehmen, würden wir dann beobachten, dass wir im Einklang mit unseren Idealen handeln?

Wenn wir unseren Aufgaben einen höheren subjektiven Wert zuordnen, dann bleiben wir unserer Identität treu und anstatt zu schieben, fühlen wir uns besser, wenn wir es gleich erledigen.

In unserem Selbstverständnis wollen wir Aufgaben gar nicht aufschieben. Das passt nicht zu unseren Grundwerten und dem Ideal, wie wir uns sehen.

Aufgaben mit Werten, wie zum Beispiel unseren Grundwerten oder Lebenszielen zu verbinden, erhöht den subjektiven Wert und reduziert damit die Gefahr des Aufschiebens.

Mit anderen Worten, beim Schieben dürfen wir offiziell Egoismus an den Tag legen.

Wenn ich mich auch wiederhole:

„Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es.“

 

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