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Vorsätze

Alle Jahre wieder – oder wie sagt der Volksmund:

„Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen.“

Der Jahresbeginn bietet sich als symbolischer Neubeginn an. Das alte Jahr ist vorbei, Probleme und Laster sind hinter uns. Im neuen Jahr soll alles anders und vor allem besser werden. Die Liste ist lang und die üblichen Verdächtigen sind „weniger Stress“, „mehr Zeit für die Familie“, „mehr Sport oder Bewegung“, „x Kilo verlieren“ und „sich besser organisieren“, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.

2016 ist gerade 10 Tage alt und, realistisch betrachtet, falls Sie sich Vorsätze vorgenommen haben, ist es bereits wie letztes Jahr: Ab morgen halte ich mich an sie. Der eiserne Wille der Silvesternacht verfliegt in der Regel recht schnell, die Umsetzung wird verschoben – im besten Fall auf nächstes Silvester – das sagt jedenfalls die Statistik.

Vor 4000 Jahren haben die Babylonier schon das neue Jahr, damals zum ersten Frühlingsmond (Tag-Nacht-Gleiche) im März, elf Tage gefeiert. Julius Cäsar reformierte den Kalender in 46 B.C., addierte 90 Tage und ehrte den Gott Janus, den römischen Gott für den Neubeginn, indem er den 1. Januar als Jahresbeginn festlegte. Im Mittelalter, je nach Land, wurde aufgrund der christlichen Kirche das Neue Jahr entweder am 25. März oder am 25. Dezember zelebriert. Papst Gregor der XIII. reformierte die Zeitrechnung und seitdem feiern wir im Westen Neujahr nach dem Gregorianischen Kalender am 1. Januar.

Zurück zu den Vorsätzen, die früher auch Gelübde genannt wurden. Wir wollen ein Laster, eine schlechte Gewohnheit ändern und wenn wir dies nicht schaffen, dann ist schlichtweg das gewählte System das falsche. An uns liegt es bestimmt nicht.

 

Im Prinzip ist es bei den Vorsätzen wie bei den Gewohnheiten. Wenn wir Dinge an unserem Verhalten ändern wollen, dann gibt es, übrigens wissenschaftlich belegt, bestimmte Verhaltensmuster, die es ungleich schwierig für uns machen, Dinge langfristig zu ändern.

Da laut Statistik nur circa 8% der Neujahrsvorsätze eingehalten werden, hier der Einfachheit halber elf Anregungen, um die guten Vorsätze schneller und einfacher zu sabotieren.

1. Wenn möglich, immer ein unerreichbares, ein zu hohes Ziel wählen. Zum Beispiel, jeden Tag eine Stunde Krafttraining, täglich eine Stunde lesen oder nie mehr Süssigkeiten essen.

2. Sich vollständig darüber im Klaren sein, dass es bei den Vorsätzen keinerlei Rückschläge gibt, das neue Verhalten wird immer zu 100% eingehalten, wenn nicht, dann ist es sogleich vorbei.

3. Die Ziele so ungenau und vage wie nur möglich beschreiben. „Ich will weniger fernsehen“, „weniger trinken“ oder „mich weniger aufregen“. „Weniger“ genauso wie „mehr“ in zum Beispiel: „ich will mehr für meine Gesundheit tun“, ist schwammig genug und stellt sicher, dass nichts in Angriff genommen wird.

4. Auf die Gefühle, die sich melden, unbedingt reagieren. Dieses Stück Schwarzwälder Kirschtorte habe ich mir ehrlich verdient. Wann immer Unlust aufsteigt, lieber die Soap Opera als das Buch – dann ist TV einfach besser im Moment.

5. Was Du heute kannst besorgen, ist morgen immer noch ok. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben – oder so.

6. Alle neuen Vorsätze nur dann angehen, wenn man sowieso schon zu viel auf dem Tablett hat, z.B. Sport nur dann, wenn man gesundheitlich nicht auf der Höhe ist.

7. „Alles oder gar Nichts“ ist die Devise, die bei Veränderungen an erster Stelle steht. Hat ein Vorhaben nicht geklappt, warum die anderen noch weiter verfolgen…

8. Die besten Ziele die man sich vornehmen kann, sind die, welche von anderen vorgegeben werden. Nur Ziele, von denen wir innerlich nicht überzeugt sind, sind es Wert, in Angriff genommen zu werden.

9. Alle Ziele sind geheim. Nur niemandem mitteilen, was man so vorhat. Bei aller Liebe, wir wollen uns doch nicht mit der Angst vor dem Blamieren auch noch motivieren.

10. Wir nehmen uns nur Ziele vor, bei denen die Bereitschaft, uns zu helfen von anderen abhängig ist oder Ziele, die sowieso völlig von anderen abhängen.

11. Vereinbarungen mit uns selbst dürfen wir getrost verletzen. Sind doch nur wir selbst involviert.

In diesen Sinne, gutes Gelingen und geniessen Sie 2016, erfahrungsgemäss vergeht es, wie die guten Vorsätze, schneller als man denkt. Jedenfalls wünsche ich Ihnen viel Gesundheit, Freude, Liebe und Achtsamkeit.

 

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