Wahres Glück
Es ist Nachmittag und deine Motivation lässt stark nach. Ganz zu schweigen vom Abarbeiten der langen To-do Liste, die vor dir liegt. Im Moment fühlt sich der Gedanke, auch nur eine einzige E-Mail zu beantworten, an wie ein Marathonlauf.
Was kannst du tun? Viele Menschen geben sich in einer solchen Situation vielleicht einfach dieser unkonzentrierten Stimmung hin und schauen sich YouTube oder die sozialen Medien an. Oder Sie legen Ihren Kopf auf den Schreibtisch und flehen die Produktivitätsgötter um einen dringend benötigten Tritt in den Hintern.
Es gibt allerdings einen besseren Weg, deine Motivation zu steigern. Darum geht es heute und deshalb lade ich dich zu einem Ausflug in die Welt des Dopamins ein.
Seit Arvid Carlsson 1957 in seinem Labor in Schweden Dopamin als eigenständigen Neurotransmitter entdeckte, haben Wissenschaftler, Mediziner und Neurowissenschaftler jahrzehntelang versucht, diesen Botenstoff besser zu verstehen; einiges ist heute bekannt:
Dopamin
Heute wissen wir, dass Dopamin ein Molekül ist, das im Gehirn gebildet wird und als chemischer Botenstoff fungiert, der Nachrichten zwischen den Nervenzellen im Gehirn und dem restlichen Körper übermittelt. Wir wissen auch, dass es von unseren Nebennieren gebildet wird, die sich oben auf jeder Niere befinden, und dass es als Hormon wirkt.
Dopamin ist jedoch nicht irgendein Hormon, sondern das „Glückshormon“ oder das „Wohlfühlhormon“ per se, denn es sorgt dafür, dass wir uns gut und glücklich fühlen.
Interessant dabei ist, dass Dopamin zur gleichen Familie gehört wie Adrenalin oder Epinephrin. Adrenalin ist dafür bekannt, dass es den Körper zum Handeln anregt, bevor eine Handlung überhaupt erforderlich ist.
Bevor diese familiäre Verbindung entdeckt wurde, dachte man, Dopamin sei ein chemischer Stoff, der freigesetzt wird, nachdem wir etwas getan haben. Es wurde als das Belohnungssystem des Gehirns und Körpers betrachtet.
Heute weiß man jedoch, dass Dopamin auch während und sogar vor einer Handlung ausgeschüttet wird, und das ist der Schlüssel zu langfristiger Gesundheit und Glück.
Wie üblich kommt es auf die Dosis an, denn es können schwere gesundheitliche Probleme entstehen, wenn zu wenig oder zu viel Dopamin im Spiel ist. Werden generell zu wenig Dopamin-Moleküle ausgeschüttet, kann es zu Parkinson kommen, ein Zuviel kann bis hin zu Wahnvorstellungen, Halluzinationen oder Schizophrenie führen.
Dopamin auffüllen I
„Lustzentren“ im Gehirn animieren die Nebennieren und schon geht es los Selbst die Vorfreude auf etwas, kann das Gehirn mit Dopamin überfluten.
Das gesamte Lust-Belohnungs-System hat sich bei uns entwickelt, damit wir uns mit den Dingen beschäftigen, die wir brauchen, um zu gedeihen: um die Motivation zu finden, rauszugehen und etwas zu essen, Sex zu haben, Sport zu treiben, usw.
Hast du dich schon einmal gefragt, warum du dich an Dinge erinnern kannst, die dich interessieren und nicht an die langweiligen Erlebnisse? Das liegt daran, dass du wahrscheinlich durch die Belohnung (den Dopaminschub durch die Befriedigung eines persönlichen Interesses) motiviert warst und das Erlebnis mit positiven Gefühlen angereichert war.
Um dauerhaft den passenden Dopaminspiegel aufrechtzuerhalten, ist es wichtig, zu unterscheiden, was das Glücksgefühl auslöst. Und das ist unter anderem auch eine Einstellungssache.
Ziele sind Erfüllungsgehilfen für unsere Lebensvision. Die Aufgabe eines Zieles ist es jedoch nicht, es zu erreichen, sondern um in Bewegung zu kommen, etwas anzupacken.
Was bedeutet das? Nun ja, wenn der Prozess an sich für einen selbst wichtiger als das Ergebnis ist, dann wird der Prozess zum wichtigsten Teil der Reise, so dass die Motivation, sich weiter anzustrengen, umso nachhaltiger wird, je mehr man den Moment genießen kann.
Man war früher der Meinung, dass wir Dinge tun müssen, die Dopamin freisetzen, um Freude und Glück zu erleben. Das hat sich jedoch als falsch erwiesen, zumindest was das langfristige Glück anbelangt.
Schon klar, ein massiver Dopaminschub fühlt sich im Moment fantastisch an, und er kann uns wirklich glücklich und sogar beschwingt fühlen lassen. Aber er kann auch schnell wieder abklingen und eine Flaute hinterlassen. Ein Schokoladenrausch und ein Orgasmus sind gute Beispiele dafür. Oder Drogen.
Das eigentliche Geheimnis für die Aufrechterhaltung wahren Glücks scheint darin zu liegen, Freude am Prozess zu finden und diese Freude aufrechtzuerhalten. Das hilft uns, unsere Siege zu feiern und unsere Verluste zu verkraften, ohne dass wir uns zu sehr daran klammern oder uns ablenken lassen. Und dann können wir uns gleich wieder an die Arbeit machen, Neues schaffen und entdecken.
Dazu fällt mir die eine alte chinesische Geschichte ein. Sie erzählt von einem Bauern in einem armen Dorf. Er galt als reich, denn er besaß ein Pferd, mit dem er pflügte und Lasten beförderte:
Eines Tages lief ihm sein Pferd davon. Seine Nachbarn riefen, wie schrecklich das sei, aber der Bauer meinte nur: „Vielleicht.“
Ein paar Tage später kehrte das Pferd zurück und brachte zwei Wildpferde mit. Die Nachbarn freuten sich alle über sein günstiges Geschick, aber der Bauer antwortete erneut: „Vielleicht.“
Am nächsten Tag versuchte der Sohn des Bauern, eines der Wildpferde zu reiten. Das Pferd warf ihn ab und er brach sich beide Beine. Die Nachbarn bekundeten ihm alle ihr Mitgefühl für dieses Missgeschick, aber vom Bauer hörten sie wieder nur ein: „Vielleicht.“
In der nächsten Woche kamen Rekrutierungsoffiziere ins Dorf, um die jungen Männer zur Armee zu holen. Ein Krieg mit dem Nachbarkönigsreich bahnte sich an. Den Sohn des Bauern wollten sie nicht, weil seine Beine gebrochen waren.
Als die Nachbarn ihm sagten, was für ein Glück er hat, antwortete der Bauer: „Vielleicht.“
Dopamin auffüllen II
Dopamin ist die Währung unserer Zeit, und noch nie war es so einfach wie heute, einen schnellen Kick zu bekommen. Soziale Medien, Youtube, E-Mails, Nachrichten, Fernsehen, Shopping, Pornografie, Spiele, Glücksspiele, Drogen und all die anderen unzähligen Möglichkeiten, sich zu berauschen, stehen uns 24 Stunden am Tag zur Verfügung.
Wenn wir auf unseren Lebensstil achten und einige neue Wege ausprobieren, um das Lust-Belohnungs-System des Gehirns zu aktivieren, sind wir in der Lage, unsere Dopaminproduktion zu steigern. Vielleicht mit etwas weniger Kick in der Sekunde, aber auf Dauer deutlich nachhaltiger.
Hier einige Hinweise, die du ausprobieren könntest:
- Sei von Haus aus freundlich mit dir und anderen. Selbst kleine Handlungen wie das Angebot, die Lebensmittel eines Freundes abzuholen und vor dessen Haustür abzustellen, können die Dopaminproduktion ankurbeln. Tue etwas Gutes für andere, ohne eine Belohnung zu erwarten.
- Genieße die Sonne und das Bewusstsein, dass du (noch) am Leben bist. Das ist einmal ein Grund mehr, um zu lächeln.
- Verbringe Zeit mit einer neuen Fähigkeit, einem Hobby oder einer kreativen Tätigkeit oder um etwas Neues zu lernen. Du erhältst einen Dopaminschub, wenn du Fortschritte erwartest, und einen weiteren, wenn du Fortschritte machst.
- Ernähre dich gesund. Eiweißreiche Lebensmittel wie Truthahn, Soja, Avocado und Hülsenfrüchte können den Dopaminspiegel erhöhen.
- Vermeide fettreiche und verarbeitete Lebensmittel. Diese können die Dopaminproduktion beeinträchtigen.
- Treibe regelmäßig Sport und anerkenne deine Erfolge. Es kann auch hilfreich sein, die wöchentliche Gehstrecke zu erhöhen. Hast du Sport, und sei es auch nur regelmäßig zu spazieren zu gehen, an den Nagel gehängt? Lerne, wie du wieder damit anfangen könntest.
- Sorge für ausreichend hochwertigen Schlaf. Guter Schlaf macht dich aufnahmefähiger für Dopamin.
- Meditiere oder probiere Yoga aus. Es ist erwiesen, dass Meditation den Dopaminspiegel erhöht.
- Höre deine Lieblingsmusik, vor allem gefühlvolle oder instrumentale Musik.
Wenn du weißt, was dir eine angenehme Belohnung, ein Gefühl des Fortschritts oder der Errungenschaft verschafft, wirst du dich darauf freuen.
Und das Beste daran ist, dass allein die Vorfreude einen Dopaminschub auslöst. Indem du dich auf die positiven Auswirkungen deiner (neuen) Routine freust, wirst du dich auch optimistischer fühlen und du lernst damit, dich selbst besser einzuschätzen. Damit fütterst du zudem deinen inneren Beobachter und wirst deine Lebensqualität erhöhen.
Aktiv werden
Hat Ihnen der Artikel gefallen?
Sind Sie pro-aktiv? Wenn ja, dann prüfen Sie meine 4-seitige Checkliste wie man Ziele setzt und erreicht.