Was wir nicht so alles machen in unserem Leben! Das eine finden wir gut und es lässt uns wohlwollend und wertschätzend durchs Leben gehen und das andere schlägt uns auf den Magen und verdirbt uns unsere Stimmung. Was wir dabei wissen, ist, dass unser Er-leben in jeder Sekunde von uns selbst, und zwar autonom, in unserem System, Körper und Geist, konstruiert wird. Es bleibt uns demnach nichts anderes übrig, als die volle Verantwortung für unser Handeln zu übernehmen.

Doch das ist nicht immer ganz einfach, denn wir machen auch Fehler. Manche nennen es Irrtum, Malheur, Patzer, Fehltritt, Missgeschick, Lapsus, Fauxpas und die Liste lässt sich beliebig verlängern. Woxikon findet 542 Synonyme in 37 Gruppen. Für „Glücklich sein“ finden sich hingegen nur 42 Synonyme in 5 Gruppen.

Fehler gehören zum Leben dazu. Egal ob beruflich oder privat: Jeder greift im Laufe des Lebens viele Male daneben und ins Klo. „Shit happens“, heißt es dazu im Angelsächsischen. Oder: „Nobody is perfect“ – Fehler machen uns menschlich. Nur Götter können sich eine Nullfehlertoleranz leisten.

Was uns ebenfalls unterscheidet: Der Umgang mit Fehlern, Fehleinschätzungen und Fauxpas. Hieran offenbart sich nicht nur unsere Persönlichkeit, deren emotionale Reife und charakterliche Größe. Der Umgang ist zugleich Ausdruck unserer konstruktiven Fehlerkultur. Oder eben der Intoleranz (gegenüber Irrtümern).

Und hierbei gibt es eine Menge Luft nach oben. In Sachen Fehlerkultur bildet Deutschland (zusammen mit Singapur) das Schlusslicht. Das ist das Ergebnis einer internationalen Studie um Professor Michael Frese, Leuphana Universität Lüneburg, der die Fehlerkulturen in verschiedenen Ländern verglichen hat. Deutschland und seine Defizitkultur landeten auf Platz 60 – von 61 untersuchten Ländern. Der oft angepriesene „offene Umgang“ mit Fehlern und die Wertschätzung des Nicht-Perfekten – sie bleiben in den meisten Fällen graue Theorie.

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Und: niemand will Fehler machen. Fehler gelten in unserer Zeit und Kultur als Zeichen von Schwäche und Versagen. Doch unser Leben ist eine Aneinanderreihung von Prozessen (von lat. procedere vorwärtsschreiten, zu Werke gehen), von der jetzigen Sekunde zur nächsten. Um uns herum und auch in uns ist alles ein Prozess. Seit mir das klar wurde, habe ich nicht mehr „Fehler gemacht und diese korrigiert“, sondern viel mehr meine Prozesse beziehungsweise mein System geändert. Dabei habe ich mich nicht vom Schlechten abgewendet, sondern bin auf das Gute zugegangen.

„Man schafft niemals Veränderung, indem man das Bestehende bekämpft.

Um etwas zu verändern, baut man neue Modelle, die das Alte überflüssig machen.“

Buckminster Fuller

Denn „Schlechte Dinge abzuwenden“ ist für mich doppelt negativ, „schlecht“ schon aus Prinzip, da es eine Bewertung ist, und „abwenden“, weil es für mich weniger motivierend ist, etwas Negatives zu vermeiden als auf etwas Positives zuzugehen. Ich möchte positive Energie spüren, wenn ich mein Leben verändere. Buckminster Fullers Zitat oben ist eine wichtige Erkenntnis und Teil davon, warum mein Coaching und Consulting funktionierten. Die Aufgabe eines Coaches ist es nicht, mich im Kampf gegen meine schlechten Gewohnheiten zu unterstützen. Ein Coach lässt mich meine Gedanken, meine Systeme und meine Prozesse entdecken, die meine Lebensqualität deutlich erhöhen und durch diese Erkenntnisse und das dabei gefundene Bewusstsein verschwinden die für mich destruktiven Glaubenssätze wie im Treibsand und werden Teil der Vergangenheit.

Jedes Ergebnis in unserem Leben ist die Folge eines Prozesses – und jeder Prozess ist perfekt für das Ergebnis, das er produziert. Es gibt keine imperfekten Prozesse. Also, wenn ich das Ergebnis, welches ich erreichen will, nicht erreiche, dann gilt es den Prozess, der zu diesem Ergebnis geführt hat, zu untersuchen. Sollte sich dieser Prozess als ungenügend für mein erwünschtes Ergebnis (Ziel) erweisen, dann überdenke ich meine momentane Situation und entscheide mich für einen anderen Prozess.

Wenn ich also Fehler als Prozesse sehe, ändert sich mein Denken über Fehler. Viele Menschen spüren Ärger, Wut, Enttäuschung über sich und die Welt, wenn sie Fehler machen– und beginnen sich zu rechtfertigen. Falsch! Genau diese Reaktion ist es, die weitere Fehler nach sich zieht. Rechtfertigungen, schlimmer noch: die Vorwärtsverteidigung verhindert Wachstum, da der Prozess des Lernens und der Einsicht nicht stattfinden kann und die Verantwortung oft an die Außenwelt abgegeben wird und man sich als Opfer der Umstände sieht. Statt an und mit der Imperfektion zu wachsen und daraus zu lernen und den Prozess anzupassen, verteidigen wir den Status quo und unser Selbstbild. Übrigens, aus hypnosystemischer Sicht gibt es per se keine Fehler. Man spricht, was die Ergebnisse und Gegebenheiten angeht, von Phänomenen.

Wenn es dir schwerfällt, den Begriff „Fehler“ aus deinem Wortschatz zu eliminieren, dann lade ich dich ein, dir die Freiheit zu erlauben, Fehler zu begehen …

Wenn also die Schwarzwälder Kirschtorte und zu wenig Aktivität zum Ergebnis führt, dass ich 10 Kilo zu viel auf die Waage bringe, dann heißt das, dass dieser Prozess genau der richtige ist, um genau dieses Ergebnis zu erhalten.

Habe ich dies erfasst, dann tadele ich mich nicht mehr und habe auch kein schlechtes Gewissen. Sondern ich benenne den Prozess als das, was er ist. Wenn ich diesen nun erkannten und bewusst gewordenen Prozess verändere mit einer ausgewogenen Ernährung und vielleicht etwas mehr Bewegung, dann verliere ich die Kilos. Das heißt, ich ersetze den alten Prozess durch einen neuen, höherwertigen Prozess. Einen anderen Weg der Veränderung gibt es in meiner Welt nicht.

Jede Veränderung beginnt in uns.

Dalai Lama

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