Bild: Caleb Ralston – unsplash

Fussball Länderspiel. Das Stadion ist bis auf den letzten Platz ausverkauft. Im Moment steht es noch 1:1 aber es hätte auch umgekehrt lauten können. Kurz vor der neunzigsten Minute dann ein Tor des Gegners, die Entscheidung ist gefallen – und Deutschland hat verloren.

Die Gewinner-Fans sind super gut gelaunt, die Deutschen enttäuscht. Die Zuschauer der Gewinner haben dasselbe Spiel gesehen wie die Deutschen. Also kann die Stimmung nicht vom Spiel abhängen, sondern lediglich von dem, was der Einzelne in seinem Kopf daraus macht.

Jedes Gefühl macht sich in deinem Körper breit. Dort kannst du es am besten fühlen. Angst macht die Brust eng – die Muskeln spannen sich an und du atmest nicht mehr so tief. Wut und Ärger packt deinen Rumpf in ein viel zu enges Korsett – oft ist der Nacken ganz „halsstarrig“ hart.

Überhaupt ist Ärger ein Thema, das, so meine ich, immer wieder durchdacht werden darf. Da hörst du zum Beispiel, der, die oder das hat mich geärgert und logisch wie du tickst, denkst du, das ist unmöglich. Wenn du dich ärgerst, so weisst du, hat das nichts mit Verhalten des anderen zu tun, sondern nur mit der Art und Weise wie du mit diesem Verhalten in deiner Welt umgehst.

Grösstenteils schafft man seinen Ärger selbst, entweder durch falschen Verdacht oder, weil man Kleinigkeiten zu wichtig nimmt.

sagte schon Seneca vor 2.000 Jahren. Und Marcus Aurelius (Selbstbetrachtungen 11.18.8) stimmte dem zu:

Der Zorn und Kummer, den wir durch die Handlungen der Menschen empfinden, sind härter für uns als diese Handlungen selbst, über die wir uns erzürnen und betrüben.

Ich denke, wir sind uns einig: Gute Gefühle gut und bitte oft. Schlechte Gefühle habe ich so gerne wie der Teufel das Weihwasser. Wie kann man, zudem wirksam mit seinen negativen Gefühlen umgehen? Also mit Gefühlen wie Angst, Furcht, Sorgen, Stress, Zorn, Ärger, Eifersucht und Neid? Kaum jemand ist davor gefeit und jeder hat so seine Strategie, wie er damit umgeht.

Die Sedona Methode

So benannt von dem Physiker und Unternehmer Lester Levenson. Er war recht erfolgreich. Mit 42 wurde er von seinem Arzt als unheilbar krank diagnostiziert. Er schickte Lester zum Sterben nach Hause. Lester wollte dies nicht so recht akzeptieren und begann, sein Leben zu hinterfragen. Er hatte die Vermutung, der Umgang mit seinen Gefühlen könnte ihn krank gemacht haben. Als rationaler Wissenschaftler entwickelte er ein Raster und kam auf einen formalen Charakter seiner Überlegungen. Er entwickelte eine recht einfache Methode, besser mit seinen Gefühlen umzugehen.

Diese Methode nannte er die „Sedona Methode“, die er über die nächsten 40 Jahre anderen Menschen, um ihnen zu helfen, vermittelte. Für den einen oder anderen mag diese Methode zu esoterisch erscheinen – ich glaube, das macht nichts, weil ich zu oft schon beobachtet habe, wie die Methode Menschen half, besser mit sich selbst umzugehen. Wer Byron Katie kennt (The Work), wird die Artverwandtschaft ihrer Arbeit zur Sedona Methode erkennen.

Attacke oder Davonrennen ist unser evolutionäres Erbe, mit dem nicht nur wir, sondern alle Lebewesen gute Erfahrungen gesammelt haben. Unser präfrontaler Kortex hingegen bietet uns eine dritte Möglichkeit: Nämlich die Dinge und Situationen vernünftig, von verschiedenen Seiten zu beleuchten und dann angemessen zu entscheiden. Dieser dritte Weg scheint gerade bei Politikern häufig im Urlaub zu sein. Trump, Erdogan, etc., etc. oder das Verhalten einiger der politischen Führer der Europäischen Union in Hinblick auf Brexit sind gute Beispiele.

Du hast zwar den Satz des Phytagoras und vielleicht Differentialrechnung gelernt, weisst, dass man Äpfel nicht mit Brechstangen vergleichen kann – aber höchstwahrscheinlich hat dir niemand Wissen darüber, wie man Konflikte löst oder mit seinem Gefühlen umgeht, beigebracht. Ist ja auch nicht wichtig – oder?

Vieles in unserem Leben ist die Folge einer Geschichte, die wir in unserem Kopf geschaffen haben. Wir scheinen einen Speicher zu besitzen, ungefähr so gross wie die Mehrzweckhalle, in dem wir alle Leiden sammeln während wir für die wirklichen angenehmen Dinge nur die Schublade in der Kommode zu haben scheinen. Deshalb stellt Byron Katie häufig die Frage:

„Wer wärst du ohne deine Geschichte?“

Die meisten von uns gehen auf verschiedene Art und Weise mit Gefühlen, speziell den negativen, um. Verdrängen steht vorne dran. Kann auf längere Sicht unangenehme Folgen haben: Muskelverspannung, Unausgeglichenheit und psychosomatische Verhalten, mit denen die Ärzte nicht weiterkommen. Oder, wir spalten die Gefühle ab. Damit sind sie aber auch nicht weg, lediglich weg-gesperrt. Wir projizieren unsere Gefühle auf andere und delegieren damit die Ursache derselben. Das bringt dich auch nicht weiter. Die vierte Gruppe lebt alle Gefühle intensiv. Das macht das Leben bunt, aber auch anstrengend – und man verliert eventuell die Kontrolle über sich.

Hier hilft die Sedona Methode. Sie bietet dir eine Spielart, unangenehme Gefühle auf relativ einfache Art und Weise loszulassen. Nicht, dass sie sofort und für ewig für ein glückliches und selbstbestimmtes Leben führt, aber im Laufe der Zeit wird sie wie eine zweite Natur – sie ist also eine Investition in die Zukunft.

Die Sedona Methode mit vier Fragen

Ich persönlich habe, wenn ich die Sedona Methode vermittle oder im Klientengespräch anwende, 5 Schritte in meinem Kopf:

Schritt 1:

Finde als erstes heraus, welches Gefühl du jetzt loslassen möchtest. Bleib bei diesem Gedanken für ein paar Momente. Gib dem Gefühl einen Namen und reflektiere über die Situation, in der du das Gefühl hattest oder es entstanden ist. Ich glaube, es hilft zudem, sich zu überlegen, was man lieber stattdessen als Gefühl haben möchte.

Dann die vier Sedona Fragen:

Schritt 2:

Frage dich die Frage 1:

Stelle dir die erste Seona-Frage, und jede Antwort, ja oder nein – spielt keine Rolle – ist richtig.

„Könnte ich dieses Gefühl jetzt im Moment akzeptieren?“

Sei nur ehrlich zu dir und antworte spontan. Antworte, wie es dir in den Sinn kommt. Es geht in diesem Moment nicht darum, ob du das Gefühl akzeptierst. Es geht nur darum, ob du es für einen Augenblick akzeptieren könntest.

Schritt 3:

Frage dich die Frage 2:

„Könnte ich dieses Gefühl jetzt loslassen – nur für diesen Moment?“

Die Frage ist raffiniert. Du wirst nicht aufgefordert, „es“ loszulassen – und trotzdem passiert etwas. Du erkennst, dass du die Wahlfreiheit hast, was du jetzt im Moment fühlen möchtest. Wie bei Frage eins: Es ist egal ob du mit ja oder nein antwortest. Aber dein Freund auf der anderen Seite (Unbewusstsein) hat schon erkannt, dass du „eigentlich“, wenn du wirklich wolltest, loslassen könntest – denn: Loslassen kannst du immer, obwohl und auch, wenn dich keiner zwingt, es zu tun.

Schritt 4:

Frage dich die Frage 3:

„Würde ich das Gefühl loslassen, wenn ich es könnte?“

Wieder ehrlich und spontan antworten. Gefühle zu akzeptieren ist ein Teil des Loslassens. Ablehnung und Negation schweissen die Gefühle in dir fest. Genauso wie du nicht an den blaugestreiften Elefanten denken kannst. Ich meine den, der beim Oktoberfest aus dem hölzernen Bierfass mit dem Rüssel säuft! Jetzt fängst du oft an zu überlegen: „Ich will ja – aber ich kann nicht?“ Die Frage wird in dir bleiben, mit Wirkung. Habe etwas Geduld.

P.S. Für die Mutigen und wenn du mit nein geantwortet hast. Dann ist auch diese Folge-Variante nicht von schlechten Eltern:

„Will ich festhalten oder frei sein?“

Schritt 5:

Frage dich die letzte Frage Nr. 4:

„Wann würde ich das Gefühl loslassen können?“

Alle Antworten sind gut. Beispiele könnten sein, am Dienstag um 15:47, bald, demnächst oder, wenn es denn sein muss, auch jetzt.

Dann kannst du den Prozess wiederholen und dir erneut die „bescheidenen“ Ursachen, Situationen ins Gedächtnis rufen. Sieht es beim zweiten Durchgang in dir anders aus?

Die Sedona Methode ist nicht auf Gefühle beschränkt. Du kannst unangenehme Gedanken, limitierende Glaubenssätze oder bedrängende Fantasien damit hinterfragen – und beobachten, was in deinem Hirn passiert.

Die Methode bringt dich in Kontakt mit dir selbst. Gerade in emotionalen Schluchten sonst so schwierig. Du kommst kaum umhin; diese Methode verschafft dir in deiner Art und Weise Distanz zum Problem oder Gefühl – und – die Methode führt dich ins Hier und Jetzt.

Loslassen ist dann einfach, wenn du glaubst, dass es einfach ist. Wie beim Fahrradfahren; ist heute für dich einfach – war es zu Beginn nicht immer. Akzeptieren ist ein Teil des Loslassens. Loslassen folgt deinem Rhythmus. Lass dir Zeit und sei geduldig mit dir. Meister ist noch keiner vom Himmel gefallen. Übrigens, es ist wissenschaftlich nachgewiesen, auch Männer dürfen weinen.

Beobachte dich. Das ist oft spannend und vielleicht der Beginn einer lebenslangen Freundschaft mit dir selbst. Manchmal hängen die Gefühle am und im Körper. Hin und wieder, gelegentlich und von Zeit zu Zeit kann dir die Sedona Methode, wenn du willst und es zulässt, folgenden Gedanken aufstossen lassen:

„Da ist mir aber ein Stein vom Herzen gefallen.“

Aktiv werden

Hat Ihnen der Artikel gefallen?

Abonnieren Sie meinen sonntäglichen Newsletter und erhalten Gedanken und Ideen, die Ihr Leben bereichern können und downloaden Sie „Besser Zuhören – Besser Kommunizieren“.

Sind Sie pro-aktiv? Wenn ja, dann prüfen Sie meine 4-seitige Checkliste wie man Ziele setzt und erreicht.

Hier klicken um die Checkliste jetzt downzuloaden. (p.s. Viel Spass mit dem Autopiloten) und den sonntäglichen Newsletter zu erhalten.