Wir wissen wenig, und davon viel
Albert Einstein war ein schlechter Schüler, heißt es. In seinem Zeugnis standen fünf Sechsen. Doch dass Einstein tatsächlich ein schlechter Schüler war, ist ein Gerücht: Es beruht auf Einsteins erster Biografie, die das Schweizer Benotungssystem mit dem deutschen verwechselt hatte. Die Sechs ist in der Schweiz die beste Note.
Viele meinen, Stiere reagieren äußerst heftig auf rote Farbe. Doch Stiere reagieren nicht auf die Farbe Rot – sie erkennen sie nicht einmal. Die Tiere sind nämlich rot-grün-blind. Sie gehen auf alles los, was sich bewegt – also auch auf das Tuch der Stierkämpferin.
Im Mittelalter waren die Frauen ihren Ehemännern untergeordnet. Nach der Heirat wurden Mann und Frau eine Rechtsperson und Frauen waren das Eigentum ihres Mannes. Es ist unklar, wann das Ritual, seine Ehefrau öffentlich zu verkaufen, Gang und Gäbe war. Die meisten Berichte ordnen dies dem Ende des 17ten Jahrhunderts zu. Die eigene Frau zu verkaufen war damals also in Form einer öffentlichen Auktion regelmäßig vorzufinden. Das ersparte zumindest die Anwaltskosten.
Weibliche Hysterie war einst eine häufige Diagnose. Ein Arzt behauptete 1859, dass ein Viertel aller Frauen unter Hysterie leiden. Zur Heilung wurde damals eine Massage verordnet. Die Genitalien der Frauen wurden wöchentlich durch den Arzt stimuliert, bis die Patientinnen mehrfach „hysterical paroxysm“ (Orgasmen) erreichten.
Als kleines Kind glaubte ich an den Weihnachtsmann. Als Teenager dachte ich, trau keinem über 30. Ich glaubte, Glücklichsein war Kismet und nicht eine Wahl, die man hat. Ich dachte Liebe sei etwas, was einfach passiert und nicht etwas, wofür man Aufwand betreibt. Ich dachte, „cool“ zu sein muss man trainieren und von anderen lernen, anstatt zu wissen, dass das von innen kommt. Bei meiner ersten Freundin dachte ich, dass sie mich nie verlassen würde. Nachdem sie ausgezogen war, dachte ich, dass ich nie mehr so für eine Frau fühlen könnte. Und dann hatte ich die gleichen Gefühle bei der nächsten. Ich dachte Liebe war vielleicht an sich nicht genug – und dann realisierte ich, dass ich entscheiden kann, was genug ist, und was Liebe für mich sein kann.
Jeden Schritt entlang meines Lebens habe ich vieles falsch gedacht. Wie oft lag ich grundlegend daneben mit meinen Ansichten, über mich, über andere, über die Gesellschaft, Kulturen, die Welt, das Universum und überhaupt … Heute hoffe ich, das bleibt so für den Rest meines Lebens.
So wie der jetzige Harry auf seine Fehler und sein Verhalten zurückschauen kann, wird eines Tages in der Zukunft Harry auf sein heutiges Denken zurückschauen und ähnliche Fehlannahmen erkennen. Und das ist gut so, weil es bedeutet, dass ich mich entwickelt habe, sich mein Leben entwickelt hat.
Wir wollen zwar nicht hören, dass wir etwas falsch gemacht haben, aber genau das brauchen wir, wenn wir uns entwickeln wollen. Lernen ist ein ewig währender, sich wiederholender Prozess. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, wenn wir wollen. Wir bewegen uns nicht von „falsch“ zu „richtig“, sondern mehr von teilweise falsch zu weniger falsch oder von weniger falsch zu ein bisschen weniger falsch:
Deshalb, unter dem Aspekt des Glücklichsein/Erfüllung/Lebenszweck, so meine ich, sollten wir nicht versuchen, die ultimativ richtige Antwort für uns zu finden, sondern lieber versuchen, unsere kleinen Missgeschicke weniger falsch zu leben, sodass wir morgen ein bisschen weniger falsch liegen. Das ist Lernen und bleibt bis zum letzten Atemzug bestehen, wenn man will.
Wenn wir uns aus dieser Perspektive betrachten, dann könnten wir das auch wissenschaftlich angehen: Die Hypothesen sind unsere Glaubenssätze. Unsere Aktionen und unser Verhalten sind die Experimente. Die daraus entstehenden internen Emotionen und Denkmuster sind unsere Datenverarbeitung. Wir können diese Daten analysieren, sie mit unseren früheren Glaubensätzen vergleichen, sie in unser Lebensverständnis einbauen und erkennen, was für uns wirklich wichtig ist und damit unsere Zukunft gestalten.
Dieser Ansatz erscheint mir sinnvoller als manche andere Persönlichkeitsentwicklungs-Theorie, weil der Ansatz auf das Erleben ausgerichtet ist und uns die Möglichkeit gibt, unsere Glaubensätze nicht nur zu hinterfragen, sondern sie außerdem erfrischend zu interpretieren.
Oft denken wir, meistens nur von den anderen, sie werden nicht aktiv, weil sie Angst haben zu versagen. Da ist jemand Single und einsam und möchte eine Beziehung eingehen, aber verlässt das Haus nicht und bleibt inaktiv. Oder der andere arbeitet viele Überstunden, um befördert zu werden aber spricht den Chef nicht darauf an. Wir haben Angst zu versagen, abgelehnt zu werden oder ein „Nein“ zu hören.
Es geht noch weiter. Klar, Ablehnung verletzt, zu versagen ist kein Spaß. Es scheint für uns Sicherheiten zu geben, die unsere Bedürfnisse befriedigen, Sicherheiten, die wir nicht riskieren wollen. Der Single oben, der das Haus nicht verlässt, vermeidet die Konfrontation, herauszufinden, ob er denn attraktiv ist und wie viele Ablehnungen er vertragen kann. Der, der nicht um die Beförderung fragt, ist konfrontiert mit der Frage, ob denn seine Arbeit einen Wert hat und ob er denn wirklich so produktiv ist, um befördert zu werden.
Diese angenommenen Sicherheiten geben uns im Moment Komfort und doch: sie vermeiden Glücklichsein in der Zukunft. Dieses „In-der-Komfortzone-bleiben“ ist keine gute Strategie, zumindest langfristig nicht. Sie hält uns zurück und lässt uns wie Marionetten durch das Leben treiben, anstatt selbst zu schwimmen; wir drehen uns im Hamsterrad
Ein gutes, erfülltes Leben zu leben hat weniger damit zu tun, dass man immer alles richtig macht, als mehr mit der Fähigkeit, Fehler zu machen und damit umzugehen. Denn: was wir heute falsch machen, führt morgen zu unserer Entwicklung.
Vielleicht probierst du es aus: Nehme an, dass du falsch liegst und beobachte, wenn du willst, wo das hinführt. Wann immer ein Problem auftaucht, praktiziere Unsicherheit – denn, die ist ganz sicher. Frage dich:
„Was ist, wenn ich falsch liege?“
Nur wenn wir falsch liegen, verbessern wir uns. In ein paar hundert Jahren werden Menschen über uns lachen, über unsere Art, wie Geld und Arbeit unser Leben dominiert. Sie werden lachen und denken, dass wir ängstlich waren und es uns schwerfiel, Dankbarkeit den Menschen zu zeigen, die uns nahestehen. Sie werden lachen über unsere Selfies genauso wie über die Horoskope, die wir lesen. Vielleicht sogar, dass es wieder einen in Pomp eingeführten König gibt. Sie werden nicht verstehen, dass es Kriege gab. Sie werden unsere Kunst untersuchen und über unsere Ansichten diskutieren und lachen. Sie werden uns wahrscheinlich mehr verstehen, als wir uns je selbst verstanden haben.
Und vielleicht, wahrscheinlich oder hoffentlich, werden die Nachfahren, wenn es sie dann noch gibt, schmunzeln, die Augen verdrehen und denken:
„Wow, wie konnten die damals so leben – so rücksichtslos?
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