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Ich glaube, also bin ich?

Ein Golfer hat am Bag ein Hufeisen hängen.

Glauben Sie etwa daran? Fragt ihn sein Partner.

Nein, aber ich bin überzeugt, dass es auch Glück bringt, wenn man nicht daran glaubt.

Wie Sie die obige Geschichte oder im Prinzip jede Geschichte interpretieren, hängt von dem Glauben ab, für den Sie sich entscheiden. Es ist wie „das Glas ist halb voll oder halb leer“ zu sehen. Wer genügend Zeit am Internet verbringt, weiss, dass alles debattiert werden kann.

Sie mögen glauben, dass ein guter Universitätsabschluss notwendig ist, um einen guten Job zu finden, das 24-Stunden Horoskop zu Rate ziehen und auf Homöopathie schwören. Oder, Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König und Abendessen wie ein Bettler. Kann alles debattiert werden.

Und es besteht kein Konsensus. Nur eine Menge von Daten – und korrekt, Daten können immer debattiert werden. Daten alleine bedeuten nicht, dass wir wissen. Manches, was wir glauben zu wissen, ist schlichtweg falsch. Wir wissen wenig. Selbst in der Physik oder Biologie gibt es grosse Wissenslücken. Warum gibt es Gletscher und warum genau dort, wo sie sind?

Ob wir es bewusst erkennen, wissen oder nicht, die Tatsache ist, dass wir, was immer wir tun, unserem Glaubensbekenntnis folgen. Alles was wir denken und was wir heute glauben entstand, weil wir einmal entschieden haben, es als wahr anzusehen, es also „gekauft“ haben.

Dies gilt für alles.

Sie und ich haben die Napoleonischen Kriege nicht miterlebt. Haben nicht beobachtet, wie Sokrates den Schierlingsbecher leerte und waren auf dem Mond nicht vor Ort, als Armstrong den Mondstaub aufwirbelte. Wir glauben all dies, weil ausreichend viele Quellen bestätigen, dass es jeweils stattgefunden hat.

(Und klar gibt es manche, die an Verschwörungstheorien glauben. Sie haben sich eben entschieden, etwas anderes zu glauben.)

Beinahe alles, was wir wissen, kommt aus dem Second-Hand Laden und basiert auf unseren Glaubensgrundsätzen.

Selbst Erfahrungen, die wir am eigenen Leib sammeln, so die Wissenschaft, können uns in die Irre führen. Unsere Wahrnehmung und unsere Erkenntnisse sind oft unzuverlässig.

Für den Psychologen Daniel Kahneman, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, gehört die Neigung, zu grosses Vertrauen in das eigene Wissen zu haben, neben anderen Formen von übermässigem Optimismus, wie etwa Planungsfehlschluss, zu den wichtigsten kognitiven Verzerrungen.

Ein Experiment Kahnemans ergab etwa, dass bei der Schätzung des Prozentsatzes afrikanischer Staaten in der UN die Höhe der Antwort massiv davon beeinflusst wird, welche Zahl ein Proband kurz vorher an einem Glücksrad gedreht hat. Je höher die Zahl am Glücksrad, desto höher danach der geschätzte Prozentsatz afrikanischer Staaten in der UN. Weniger harmlos klingt es, wenn Kahneman berichtet, dass in einem Experiment erfahrene deutsche Richter eine Ladendiebin zu einer höheren Haftstrafe verurteilten, wenn sie zuvor eine hohe Zahl gewürfelt hatten.

Indem wir uns emotional an Menschen, Ereignisse und Umstände binden, bauen wir effektiv die Grundlagen unserer Glaubenssysteme auf. Sie sind nichts anderes als konkrete Regeln und/oder Befehle an das Nervensystem, formen damit unsere Gedanken und filtern unsere Wirklichkeitserfahrung. Und damit beeinflussen wir, was wir bewusst löschen, verzerren oder verallgemeinern.

Wir haben all diese Theorien, Ideen und Erklärungen darüber, wie die Dinge sind und wie sie sein sollten. Wir überzeugen uns, dass wir die Welt und uns verstehen. Überzeugungen bilden die Grundlagen unserer Erwartungen und wir halten an Ihnen fest, unabhängig davon, ob sie uns im gegenwärtigen Augenblick dienen oder nicht, weil sie unser Bedürfnis nach Gewissheit befriedigen. Gewissheit, ein grundlegendes menschliches Bedürfnis, gibt uns Ruhe und hilft Stress, Angst und Unbehagen zu reduzieren.

Aber unsere Überzeugungen sind nicht notwendigerweise Fakten. Tief verwurzelte Überzeugungen missverstehen wir gerne als Tatsachen. Manche Glaubenssätze sind indessen sehr hilfreich, andere deutlich weniger oder schaden sogar. Begrenzente Glaubensätze (limiting beliefs) sind nicht etwas, mit dem wir geboren werden. Wir „entscheiden“ oder glauben ihnen, manchmal bewusst und manchmal unbewusst.

Aber wie auch immer sie zu uns kamen, diese begrenzenden Glaubenssätze bestimmen unser Leben und hindern uns daran, zu dem zu werden, was wir werden wollen, jenes zu tun, was wir uns wünschen oder zu erreichen, was wir wollen.

Zahlreiche Studien in den letzten Jahrzehnten haben gezeigt, dass das, was wir wahrnehmen, wie wir uns in jeder Situation emotional fühlen und wie wir uns verhalten, vollständig an das, was wir glauben, gebunden ist.

Einige dieser Begrenzungen sind offensichtlich: „Ich bin nicht gut genug, klug genug, habe zu wenig Zeit, bin nicht attraktiv genug…“ oder das Gegenteil: „Ich bin zu doof, zu busy, zu langsam, zu fett…“. Sie schränken uns ein. Andere Verdächtige sind subtiler: „Es wird wirklich schwierig sein, in diesem Wirtschaftsumfeld einen neuen Job zu finden“, „Die Leute mögen keinen, der zu viel redet“, oder „In meinem Alter ist das doch zu spät“. Subtil, aber einschränkend.

Traurig dabei ist, wenn jemand einen begrenzenden Glauben hat, dann testet man seine Grenzen nicht aus. Ein Mann, der denkt, er sei nicht gut genug, einen adäquaten Partner zu finden, wird vielleicht nie nach einem Date fragen. Eine Frau, die glaubt, dass sie zu alt für eine neue Karriere ist, wird es einfach nicht versuchen. Eine Person, die entschieden hat, dass alle Politiker Gauner sind, wird nicht zur Urne gehen.

Die Wahrheit ist, wir alle haben tonnenweise begrenzende Entscheidungen getroffen. Manche spielen im Leben keine Rolle. Ich habe zum Beispiel kürzlich entschieden, dass meine 1,98 nicht ausreichend sind, um eine neue Karriere in der Basketball-Bundesliga anzustreben. Die einschränkenden Glaubenssätze, die uns tiefer beschäftigen sollten, sind jene, die uns von unseren Zielen und Wünschen abhalten. Würde ich glauben, dass mein Schreiben nichts taugt, dann würden Sie diese SMSS nicht erhalten.

Wie finden wir also genau jene wichtigen Brems-Glaubenssätze? Wir engagieren Sherlock Holmes und betrachten unser Leben durch seine Augen: Wie sagt Tony Robbins, „Es gelingt dir immer, ein Ergebnis zu erzielen“. Damit meint er, dass das Resultat, das wir erzielt haben, genau zum Ergebnis führt, was wir produziert haben. Da gibt es keine Fehler. Jedes Ergebnis ist ein Ergebnis, resultierend aus unserem Verhalten und unser Verhalten ist beeinflusst durch unsere Glaubenssätze.

Da ist was Positives dran. Jedes Ergebnis, dass Sie erzielt haben, ist Ihrer Umsetzungsfähigkeit zuzuschreiben. Es ist die Konsequenz Ihres Handelns. Und wenn das Ergebnis, dass Sie produziert haben, nicht Ihren Erwartungen entspricht, dann hält Sie vielleicht ein begrenzender Glaubenssatz davon ab, Ihr Handlungssystem entsprechend zu ändern.

Vielleicht, so wie mir, fällt es Ihnen schwer Ihr Idealgewicht zu erreichen. Da wird man das eine oder andere Kilo los – Zeit um zu feiern, hat man sich schliesslich verdient – und die doppelte Menge Spaghetti Carbonara werden vertilgt. Hier ist das „habe ich doch verdient“ der limitierende Glaubenssatz für die Gewichtsabnahme.

So, was sind die Ergebnisse, die Sie produziert haben? Wo erkennen Sie Unterschiede zwischen dem, was Sie erreicht haben und dem, was Sie eigentlich wollen? Welchen Bereich in Ihrem Leben haben Sie schon mehrmals versucht zu ändern, aber egal wie, alles blieb beim Alten?

Dies sind die Fragen, mit denen Sie beginnen können, Ihre Begrenzungsentscheidungen zu entdecken. Sind diese wirklich entdeckt, kann man darüber reflektieren. Nur wenn sie als „limiting beliefs“ erkannt worden sind, kann man beginnen, an der Veränderung dieser Gewohnheit zu arbeiten. Dann liegt es nur noch an unserer Fantasie, unser Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen und die einschränkenden Glaubenssätze der Müllabfuhr mitzugeben.

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