Für was steht /’i:fau? Römisch für die Zahl vier oder Invalidenversicherung oder in Vertretung? Überhaupt, was hat es mit der iv-Sprache auf sich?

«Es waren die Werbeagenturen, die ein Wort über den deutschen Sprachraum ausstreuten, das der Duden noch 1966 als «veraltet» eingestuft hatte: Kreativität. Die Werber mit den verkäuflichen Ideen putzten sich zu «Kreativen» auf, mit einem «Creative Director» an der Spitze, dem schöpferischen Direktor – nicht zu viel für jemanden, dem ein Spruch wie «Nicht sauber, sondern rein» eingefallen war; und da natural history nicht natürliche Geschichte, sondern Naturgeschichte heisst, sollten wir in diesem Menschen nicht so sehr einen schöpferischen Direktor als vielmehr eine Art «Direktor der Schöpfung» sehen. Wie schön für ihn. Schöpfer, Erschaffer, Urheber, Erzeuger – das ist der creator im Englischen wie in den romanischen Sprachen: einer, der etwas in die Welt setzt. Also sind Eltern in höherem Grade creators als Werbetexter; die meinen ja gar nicht Schöpfertum, sondern den Umstand, dass sie hoffentlich Einfälle haben, Ideen, Fantasie. Die drei Silben dieses farbigen griechischen Wortes, das schon im 14. Jahrhundert ein deutsches wurde, werden von der «Kreativität» überrollt, denn sie spreizt sich in fünf Silben, kommt direkt aus New York und lässt sich falsch verwenden – die idealen Voraussetzungen für die Geburt eines Modeworts.

Spielraum

Welcher Spielraum bleibt uns, wenn ein Computerhersteller uns verspricht: «200 Symbole lassen Ihrer Kreativität freien Raum»? Da geht es weder um Schöpferkraft noch um Fantasie; da geht es um gar nichts – dies aber auf pompöse Weise. Hohlprosa, aus Amerika importiert, um Produkte zu verkaufen, die vielleicht nicht einmal innovativ sind. Wozu man freilich wissen müsste, was «innovativ» bedeuten soll. Das Adjektiv leitet sich von der Innovation her, die zuerst Ende der sechziger Jahre in deutschen Wörterbüchern auftauchte, als Synonym für «Neuerung» und mithin leicht entbehrlich. Doch lugt aus der Neuerung die Silbe «neu» so dreist hervor, dass man an eine durchschlagende Verbesserung, ja eine bahnbrechende Erfindung denken könnte. Wie nun, wenn ein Produzent sein altes Gerät nur mit zwei neuen Knöpfen und einer bunteren Verpackung versehen hat? Dann ist es «innovativ» – neu also in einem Grade, den auf Deutsch klarzustellen er sich genieren würde.» [1]

Kreativ sein

Also, lass’ uns heute kreativ und innovativ sein – oder lieber fantasievoll? Wie sehen deine Aktivitäten für heute aus? Halt, ist es nicht schlicht falsch, von Aktivität einen Plural zu bilden? Passivitäten kennen wir ja nicht, so wenig wie Fleisse oder Zörne. Die Aktivität ist erstens die Summe aller Aktionen, zweitens das aktive Verhalten, die Tatkraft, die Geschäftigkeit.

Da für die meisten der Sonntagmorgen «frei» ist, ohne Geschäftigkeit, kann man erst um neun aufstehen und mag sich mit Rührei und Schinken an den Tisch setzen. Das ist doch ein guter Start.

Du könntest, wenn du Zeit und Lust hast ein Spiel spielen[2]. Beantworte einfach die Fragen und du kannst mir die Antworten – wenn du willst – schicken. Auf der Skala unten bitte ich dich, anzukreuzen, wobei 9 = super und 0 = sehr schlecht bedeutet.

Wie geht es mir?

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Kreuze spontan an, wie es dir geht.

Wenn du unter 5 liegst und möchtest, dass es dir besser geht, wähle unter den drei folgenden Kategorien eine aus, wo du denkst, dass sie dir jetzt helfen würde.

  1. Selbstvertrauen
  2. Flexibilität
  3. Energie

Wenn du weiterspielen willst, kannst du auf der Skala dein Selbstvertrauen, wobei 0 = wenig und 9 = viel davon bedeutet einschätzen.

Selbstvertrauen

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Dann bewerte die nachfolgenden Kategorien in gleicher Weise:

Mut

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

 

Entschlossenheit

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

 

Optimismus

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

 

Reflektieren

Wenn du fertig bist mit Ankreuzen, kreuze erneut, ohne lange nachzudenken, aber bitte mit Rot, die Werte an, die du gerne erreichen würdest – und drucke es dir aus. Als Abkürzung für die drei Begriffe kannst du dir auch «MEO» merken.

Was würdest du tun, wenn du selbstbewusst(er) wärst? Stell’ dir vor, als Ziel hättest du jeweils die 8 rot umkreiselt. Wenn du zum Beispiel eine 8 in Optimismus hättest, dann kannst du glauben, dass manches anders laufen könnte …

Was immer du als den aktuellen Status angekreuzt hast, ist es, wie es im Moment ist. Was braucht es für dich, um auf die 8 oder 9 zu kommen?

Ist es möglich, dass so ein Zettel mit ein paar Zahlen darauf, dir Mut und Entschlossenheit geben kann? Oder ist das alles Quatsch?

Oder kannst du dir insgeheim eingestehen, dass es dir ein gutes Gefühl gibt, daran zu glauben, dass du es selbst in der Hand hast, deine Level zu bestimmen? Wenn du also bestimmen kannst, dass du bei Level 4 bist, dann kannst du auch bestimmen, dass du bei 8 bist, oder? Was würde sich ändern?

Du kannst, inmitten der reizüberflutenden Hektik des Alltags deine eigenen Kraftquellen aktivieren, deine innere Freiheit spüren und dein selbstbestimmtes Leben geniessen. Nimm dir regelmässig Zeit, zu überlegen, wo du stehst und wo du (eigentlich) stehen willst – und dann wirst du die Veränderung spüren.

Abenteuer Persönlichkeit

Was soll das Ganze? fragst du dich. Nun, wir wissen, dass der Prozess des Arbeitens auf ein Ziel hin, die Teilnahme an einer geschätzten und herausfordernden Tätigkeit, für das Wohlergehen genauso wichtig ist wie seine Erreichung.

Ein Lebensziel ist das einzige Vermögen, das es wert ist, gefunden zu werden.

Robert Louis Stevenson

1932, belastet von den Sorgen und Qualen seiner selbstsüchtigen und ziellosen Klienten, fasste ein australischer Psychiater namens W. Béran Wolfe seine Philosophie so zusammen:

«Wenn man einen wirklich glücklichen Mann beobachtet, findet man ihn dabei, wie er ein Boot baut, eine Symphonie schreibt, seinen Sohn erzieht, in seinem Garten Doppel-Dahlien züchtet oder in der Wüste Gobi nach Dinosaurier-Eiern sucht.»

Er hatte Recht. Menschen, die nach etwas persönlich Bedeutsamem streben, sei es das Erlernen eines neuen Handwerks, ein Berufswechsel oder die bewusste moralische Erziehung der Kinder, sind weitaus glücklicher als diejenigen, die keine Träume, Wünsche oder Bestrebungen haben.

Finde einen glücklichen Menschen und du wirst ein Projekt finden. Einige widmen sich lebenslangen Zielen im Hinblick auf ihre Arbeit, während andere sich verpflichten, ihr familiäres, soziales oder spirituelles Leben sinnvoller zu gestalten.

Ziele sind, von Mensch zu Mensch und über die Zeit hinweg, natürlich unterschiedlich. Wie passt du deine Glücksstrategie an deine einzigartige(n) Situation(en) an? Vielleicht hast du viele Ziele, aber es fehlt Motivation und Leidenschaft für diese Ziele. Oder die Leidenschaften sind nicht definiert.

Teilnehmer an meinem Workshop und Modul «Leidenschaftsdialog mit selbst» bestätigen, dass es gar nicht so einfach ist, seine Leidenschaften zu benennen. Priorität sollte es sein, fehlende Leidenschaften und fehlenden Schwung zu entwickeln.

«Verdiene Geld! Besitze dein eigenes Haus! Sehe gut aus!» – auch wenn es vielleicht nicht falsch ist, nach diesen Dingen zu streben, so verdecken sie doch eher das Streben nach wahrem und dauerhaftem Glück. In diesem Fall sollte deine Priorität darin bestehen, zu erkennen, welche Ziele und Wünsche dich auf lange Sicht glücklich machen, denn nur dann kannst du diese verfolgen.

Weil dies eben für manchen nicht so einfach ist, kannst du vielleicht mit Selbstbewusstsein, Mut, Entschlossenheit und Optimismus beginnen, dir auf der weltberühmten Skala von 0-9 das eine oder andere Ziel zu setzen…

 

[1] Schneider, Wolf. Gewönne doch der Konjunktiv!: Sprachwitz in 66 Lektionen (German Edition) (p. 255). Rowohlt E-Book. Kindle Edition.

[2] Wirtz, Reinhard. IchCode: Wie es mir geht, bestimme ich!

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