Was hält uns also zurück?

Gibt es irgendetwas, irrelevant ob klein oder groß, das du verändern möchtest? Eine neue Geschäftsidee umsetzen, den Job ändern, eine Beziehung beginnen oder beenden, mehr Sport treiben oder einfach mehr Balance im Leben haben? Was immer wir ändern wollen und es nicht tun, was hält uns dabei zurück?

Es ist nicht das fehlende Geld, zu wenig Willensstärke oder zu viel zu tun zu haben, obgleich diese und viele andere Gründe häufig als Entschuldigungen bestens herhalten.

Oft lassen sich die Gründe jedoch auf Angst reduzieren. Manchmal bewusst und häufig unbewusst. Angst de-motiviert. Sie lässt uns erstarren oder führt uns zur Beschäftigung mit unwichtigen Aktionen/Situationen oder in die Hyperaktivität oder wir fliehen in die Gewohnheiten – kommt die Angst doch in vielfältiger Art daher:

Angst zu versagen, Fehler zu machen, sich lächerlich zu machen, eine Niederlage zu erleiden oder Angst vor Einsamkeit.

„Die ganze Welt ist voll armer Teufel, denen mehr oder weniger – angst ist.“

Johann Wolfgang von Goethe

Ob wir es bewusst wissen oder nicht, tief in uns in den Amygdalae (wir haben zwei) liegt die Angst vor Veränderung versteckt. Die Aufgabe der Amygdalae (stark vereinfacht) ist es, uns am Leben zu erhalten und weil wir mit dem, was wir gestern taten, überlebt haben, fragt sich der älteste Teil in unserem Gehirn: „Warum sollten wir heute etwas anderes tun? Nein, Veränderung birgt Risiken – da lassen wir das mal lieber!“

Natürlich untersuchen wir die Risiken und überlegen uns, ob es den Aufwand wert ist, wenn wir –  egal ob große oder kleine – Entscheidungen zu treffen haben. Angst ist ein mächtiges Gefühl, ist uns nicht immer bewusst, aber kann leicht die Oberhand in unserem System gewinnen und zum Gedanken führen: „Vergiss es, das ist es nicht wert“.

Im Hirn, dort wo wir Angst empfinden, wenn die Amygdalae die Sirene anschmeißen, begeben wir uns gerne in den Vermeidungs-Status. Das macht im Hinblick aufs Überleben oft Sinn, wie zum Beispiel bei einer Schwarzen Mamba in Sichtweite oder dem Grizzlybären, der auf dich zukommt. Beide sollten wir tunlichst vermeiden.

Das Problem ist nur, die Amygdalae kennen nicht immer den Unterschied zwischen einer realen tatsächlichen Gefahr, einer von uns in unserer Wahrnehmung angenommenen Gefahr, oder der Angst vor dem Fehlermachen.

Bis anhin haben mich die Fehler, die ich verbrochen habe, nicht umgebracht. Das gibt mir ein bisschen Sicherheit, weil ich mir darüber im Klaren bin, dass ich unabdingbar weitere Fehler machen werde. Bei mir ist es oft so, dass ich erst im Nachhinein erkenne, dass es ein Fehler war, der sich da eingeschlichen hat. Im Moment der Tat war ich mir immer sicher, dass, wenn ich überlegt habe, meine Aktion richtig sei. Fehler waren es immer erst im Nachhinein. Fehler werden in der Vergangenheit gemacht und heute im Hier und Jetzt geht es darum, wie ich damit umgehe.

Ich kann von mir behaupten, dass ich für die meisten meiner Fehler dankbar bin. Hier bei „Fehler lieben“ habe ich mich schon dazu geäußert. Also mit der Angst davor, Fehler zu machen, steht man sich nur selbst im Weg, macht man doch im Moment sowieso keine …

Angst kann trotzdem auch gut für uns sein. Denn Angst hält uns davon ab, Dummheiten zu begehen. Zu häufig überlassen wir jedoch unserem Angstgefühl das Steuer und überbewerten unsere irrationalen Sorgen, denken wir doch daran, was alles schief gehen könnte und erweitern damit bestimmt unsere Komfortzone nicht. Befürchtungen und Sorgen motivieren nicht wirklich, Regisseur in unserem Film „Leben“ zu sein.

Die University of Cincinnati hat in einer Studie festgestellt, dass 85% der Dinge, über die wir uns Sorgen machen, nicht eintreten und in den 15% der Fälle, wenn „the shit hits the fan“, die Teilnehmer berichteten, dass sie in der Tat die Situation besser meisterten, als sie angenommen hatten.

Diese Statistik lässt uns erkennen, dass unsere Angstgefühle, unsere Befürchtungen und alle die „Was, wenn?“-Szenarien oft irrational sind und damit wesentlich seltener eintreten als befürchtet. Unsere Vorstellungskraft wirkt oft mehr in der Fantasie als in der Realität. Es gibt keine Gründe, die es uns unmöglich machen, was wir erreichen wollen auch wirklich zu erreichen. Wie bewerkstelligen wir das also??

Der erste Schritt ist es, zu akzeptieren, dass es Ängste gibt und sich darüber klar werden, dass sie uns bremsen können. Dieses Bewusstsein ist notwendig, weil wir sonst gerne beim ersten inneren Widerstand das Handtuch werfen.

„Angst ist der Sand in der Maschinerie des Lebens.“

(Sprichwort)

Ist diese Gefahr als Tatsache erkannt, ist sie schon halb gebannt. Das macht uns widerstandsfähig und belastbar. Das bedeutet nicht, dass wir Angst ignorieren sollten, denn manchmal versucht unsere Angst uns etwas klarzumachen. Doch wenn Angst auftaucht, schau ihr selbstbewusst ins Auge und frage dich: „Was kann ich daraus lernen?“. Vielleicht ist es „nur“ die Angst, zu versagen? Diese kann dann jedoch ein guter Motivator sein. Also Aktion planen und aktiv werden, anstatt den Kopf in den Sand stecken und untätig sein.

Wenn ich alles unternehme, was ich wirklich will, und mein Bestes gebe, dann ist die Angst nur ein Gedanke außer Kontrolle. Diesen kann ich loslassen. Sorgen loszulassen dagegen, ist nicht ganz so einfach, es bedingt Training. Sorgenvolle Gedanken befinden sich im Hier und Jetzt, während das befürchtete Ereignis sich in der Zukunft befindet. Bewusste Achtsamkeit, Beobachtung der inneren unterschiedlichen Teile in mir und Meditation können helfen.

Was ist das Risiko? An der Angst hängen zu bleiben und damit nicht das Leben zu leben, das man eigentlich leben will.

Denke daran: 85% der Dinge, die uns Sorgen machen, treten eh nicht ein. Bei einer solchen Wahrscheinlichkeit lohnt es sich zu fragen:  „Was ist es wirklich, was ich tun will?“

„Sehr kurz und voller Sorgen ist das Leben derer, die das Vergangene vergessen,
das Gegenwärtige vernachlässigen, vor der Zukunft Angst haben.“

(Seneca)

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