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Was ist eigentlich Klarheit? Vielleicht hilft uns der Duden:

Die Klarheit der Nacht, des Himmels. Die Klarheit der Umrisse. Die Klarheit in ihrer Stimme. Die Klarheit seines Geistes, seines Verstandes. Die Klarheit der Formulierungen. Die Klarheit des Wassers, des Weins. Die Klarheit der Formulierungen – oder völlige Klarheit (vollständige Aufklärung) suchen oder verlangen.

Klarheit ist eine Singularität – das ist eine Regel. Aber jede Regel hat eine Ausnahme, hier jetzt im Plural: Sind jetzt alle Klarheiten beseitigt?

Wenn man eine Sache mit Klarheit zu behandeln vermag,
ist man auch zu vielen anderen Dingen tauglich.

Johann Wolfgang von Goethe

Klarheit im Leben

Die hat doch jeder, denkst du. Im Prinzip ja, würde Radio Eriwan sagen, aber manche sind sich nicht darüber im Klaren oder haben nicht bewusste Klarheit über das, was ihnen im Leben wichtig ist und was sie motiviert.

Der Kardinalweg, um sich Klarheit für sein Leben zu beschaffen, liegt darin, sich mit seinen Grundwerten (das englische Wort Core Values (Kernwerte) gefällt mir besser) auseinanderzusetzen. Zu Beginn einer Coaching-Arbeit findet dieses Reflektieren meist in einer der ersten Sessions statt.

Frage dich, was sind deine wichtigsten 8 Grundwerte. Was springt dir spontan in den Kopf? Wenn du die eine oder andere Anregung suchst, dann findest du hier eine Liste von 346 Grundwerten.

Es war im August 2014, als ich per Zufall Tim Brownson (A Daring Adventure) im Internet entdeckte. Ein Brite, ein Coaching.-Kollege, der heute in den USA lebt. Seine Artikel und Gedanken hatten mir spontan gefallen, insbesondere weil er kein Blatt vor den Mund nimmt.

14 Tage später kaufte ich, damals nur auf seiner Webseite erhältlich, sein E-Buch „Aligning with your Core Values“ und zwar die Version für Coaches. Seine Art und Weise und seine Klarheit das Thema „Grundwerte“ anzugehen, begeisterten mich, da er alles, was man zum Thema wissen muss, ohne BlaBla auf den Punkt gebracht hat.

Jetzt hat Tim eine überarbeite Version, mit neuem Titel, The Clarity Method: Tap Into What Motivates Your Clients, Your Colleagues, and You(bisher nur auf Englisch verfügbar) veröffentlicht. Mir gefällt das Buch, die praktischen Anleitungen, um Grundwerte zu finden, für sich selbst und als Anleitung für Coaches. Nachfolgend seine wesentlichen Gedanken in Kurzform, denn auch ich glaube, Grundwerte sind Bausteine des Glücks.

Was immer man tut, was immer man bewertet, wann immer man etwas entscheidet:

Man handelt bewusst oder unbewusst auf der Basis der eigenen Grundwerte (Werte).

Erkennt man seine eigenen Werte oder jene von anderen Menschen, dann sieht man die Identität einer Person. Werte entstehen alle von aussen. Babys haben keine Werte, übrigens genauso wie sie auch keine Glaubenssätze haben. Werte entstehen durch Erfahrungen – positive und negative –, Kindheitserlebnisse, Familie, Freunde, TV, Politiker, Kultur, Bücher, dem Heimatland, Gespräche und vieles mehr.

Wann immer wir entscheiden, was richtig und was falsch ist, etwas als gut oder schlecht bewerten, betrachten wir die Situation wie mit einer Spezial-Werte-Brille durch einen Filter unserer Werte. Es gibt keine guten oder schlechten Werte: es gibt nur Werte, für den einen richtig, für den anderen falsch. Werte sind persönlich, versteht – als Beispiele – doch jeder etwas anderes unter den Begriffen Freiheit oder Frieden, Glück oder Liebe.

Werte sind implizite Erinnerungen, die in uns sind. Sie sind jedoch im Hintergrund und einfach da. Sie kommen uns nicht als Erinnerung vor. Werte sind Motivatoren, entweder hin zu etwas Gutem oder weg von etwas Schlechtem.

Es ist eine Voraussetzung zum Glücklichsein, in Harmonie (ohne Konflikte) mit seinen Werten zu leben. Dazu muss man diese kennen und in Betracht ziehen, dass die Hierarchie der Werte eine Rolle spielt. Auch ist es gleichermassen notwendig, sich Klarheit über seine „Anti-Werte“ zu verschaffen, denn auch diese sind Wertvorstellungen, die uns beeinflussen.

Was sind externe Wert-Konflikte?

Leicht und überall zu finden: vom Individuum über Unternehmen bis hin zu Staaten:

„Dies sind meine Werte, sie sind besser als deine und wenn du das nicht anerkennst, dann oktroyiere ich sie dir auf wegen deiner Ignoranz.“

Wieviel Konflikte können mit dieser Aussage definiert werden? Vermutlich die meisten.

Wenn wir eine bestimmte Person weniger sympathisch finden oder uns unwohl in ihrer Umgebung fühlen, dann hat das meistens mit den Werten zu tun. Vielleicht ist sie ein Rassist und für mich ist Toleranz wichtig, oder sie ist aggressiv und ich bin für Frieden und Harmonie und hasse Konflikte. Jeder dieser Gründe kann ausreichen, wenn uns unser Wert wichtig ist, diese Person abzulehnen oder zumindest ihr aus dem Weg zu gehen.

Was sind interne Wert-Konflikte?

Für Jahre oder Jahrzehnte tragen manche interne Wert-Konflikte mit sich herum, ohne sich dessen bewusst zu sein. Man weiss zwar, irgendetwas ist nicht in Ordnung (schlimmer noch, man glaubt, „so ist das Leben“), doch chauffiert man weiter in der Hoffnung, dass es von alleine besser wird. Interne Konflikte nähren Stress. Hier gibt es drei Arten:

Typ 1: Man hat einen Grundwert, aber lebt ihn nicht (oder vernachlässigt ihn)

Im Prinzip so offensichtlich, dass man unglücklicherweise oft den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Häufig gebrauchte Wörter sind dann „eigentlich, sollte, möchte, könnte, muss“, um Situationen, Ziele oder Empfindungen zu erklären. Das sind Indikatoren für unausgesprochene Konflikte.

Typ 2: Man hat gegensätzliche Werte, die sich eliminieren

Ein konstruiertes Beispiel: Magdalena lebt in einer unbefriedigenden Ehe. Mehrmals hatte sie schon entschieden, die Beziehung zu beenden. Sie hat keine Kinder und doch war sie nicht fähig, die entsprechenden Schritte vorzunehmen. Sie fühlte sich eingeengt und konnte sich nicht befreien, obwohl sie wusste, dass es besser für sie wäre. Ihr Nummer 1 Grundwert war Freiheit und ihr Nummer 1 Anti-Wert Konflikte. Dieses Dilemma zu erkennen, löst zwar nicht das Problem, aber das Bewusstsein darüber macht es um vieles einfacher, damit umzugehen. Unfähig zu handeln, ist etwas anderes als zu sagen: „Ok, ich weiss, es ist ein Konflikt in meinen Werten“ und sich dann zu fragen: „Wie kann ich damit umgehen? Was kann ich tun, um diesen Konflikt aufzulösen?“

Typ 3: Man hat überlappende Werte, die sich gegenseitig aufheben

Angenommen man hat Familie als Nummer 1 und Freiheit als sehr nahe Nummer 2. Freiheit in diesem Beispiel meint finanzielle Freiheit. Um all das Geld zu verdienen, welches für diese Freiheit notwendig ist, mag bedeuten, mehr und mehr arbeiten zu müssen. Dabei bleibt weniger Zeit für die Familie und sie wird vernachlässigt. Einer der beiden Werte wird irgendwann nachgeben müssen – oder man lebt mit dem Konflikt – alles eine Frage der Entscheidung.

Erfüllung, Balance und persönliche Entwicklung sind offensichtliche Ziele im Leben. Wenn man seine Werte verinnerlicht hat, dann geht man mit mehr Bewusstsein und Achtsamkeit für sich mit seinen Grundwerten durch sein Leben.

Eine Freude, die von aussen kommt, wird uns auch wieder verlassen. Jene Werte aber,
die im Inneren wurzeln, sind zuverlässig und dauernd.

Lucius Annaeus Seneca

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