Die Forschung zeigt, dass genauso, wie es eine überschaubare Menge zentraler Gesichtsausdrücke gibt, es auch nur sechs grundsätzliche Arten des Gehens gibt. «Stolzierer» machen z.B. lange Schritte, gehen wippend und lassen ihre Arme nach vorne und hinten schwingen. Im Gegensatz dazu machen «Schlurfer» in der Regel kleine Schritte und haben hängende Schultern.
Die Arbeiten haben zudem gezeigt, dass Menschen jede Art des Gehens mit anderen Emotionen verbinden, wobei die »Stolzierer« als glücklich und die »Schlurfer« als traurig wahrgenommen werden.
Die Psychologin Sara Snodgrass von der Florida Atlantic University wollte herausfinden, ob eine Veränderung der Gehweise von Menschen einen Einfluss darauf hätte, wie sie sich fühlten.
Unter dem Vorwand, eine Untersuchung zur Auswirkung körperlicher Betätigung auf die Herzfrequenz durchzuführen, bat Snodgrass Personen, drei Minuten lang auf eine von zwei Weisen zu gehen. Die Hälfte der Versuchspersonen sollte grosse Schritte machen, mit den Armen schwingen und ihren Kopf hochhalten. Dagegen wurden die anderen gebeten, kurze Schritte zu machen, herumzuschlurfen und auf ihre Füsse zu schauen.
Nach der Inszenierung dieser wirklichkeitsnahen Version von Monty Pythons Kabinett alberner Gangarten schätzten alle ein, wie glücklich sie sich fühlten. Die Ergebnisse demonstrieren die Macht des Als-ob-Prinzips, wobei diejenigen, die gebeten wurden, grosse Schritte zu machen, sich bedeutend glücklicher fühlten als diejenigen, die gebeten wurden herumzuschlurfen. Da passt Gunther Schmidts Zitat:
So wie es einem geht, so geht man, und wie man geht, so geht es einem.
Andere Arbeiten haben untersucht, ob die Worte, die wir sagen, und die Art und Weise, wie wir sie sagen, einen Einfluss darauf haben, wie wir uns fühlen. In den späten 1960er Jahren wollte der klinische Psychologe Emmett Velten eine schnelle und einfache Methode finden, um im Labor eine gute Stimmung zu erzeugen. Was würde wohl geschehen, so fragte sich Velten, wenn Menschen so sprächen, als ob sie glücklich und voller Selbstvertrauen wären?
Um das herauszufinden, versammelte Velten eine Gruppe Freiwilliger, ordnete die Versuchspersonen zwei Gruppen zu und gab jeder Gruppe einen Stapel Karten. Bei der ersten Gruppe erklärte die oberste Karte im Stapel, dass die Gruppenmitglieder gleich eine Reihe von Aussagen sehen würden und jede Aussage laut vorlesen sollten.
Auf der nächsten Karte stand die erste dieser Aussagen: »Der heutige Tag ist weder besser noch schlechter als irgendein anderer Tag.« Wie angewiesen, lasen die Versuchsteilnehmer die Aussage laut vor, drehten dann die Karte um und gingen zur zweiten Aussage über: »Ich fühle mich heute jedoch ziemlich gut.« Langsam, aber sicher ging die Versuchsperson alle sechzig Karten durch, wobei die Aussagen zunehmend positiv wurden.
Diejenigen in der zweiten Gruppe wurden gebeten, eine Reihe von Aussagen vorzulesen, die nicht darauf ausgerichtet waren, sie wie eine positiv gestimmte Person sprechen zu lassen, und sie verbrachten daher die Sitzung damit, verschiedene Fakten laut vorzubringen, etwa »Saturn steht manchmal in Konjunktion, jenseits der Sonne von der Erde aus, und ist unsichtbar«, »Der Orientexpress fährt zwischen Paris und Istanbul« oder »Der Hope-Diamant wurde mit der normalen Post von Südafrika nach London geschickt«.
Am Ende der Prozedur bat Velten alle Versuchsteilnehmer einzuschätzen, wie glücklich sie sich fühlten. Die Teilnehmer, die positive Aussagen über sich selbst gemacht hatten, befanden sich in einer wunderbaren Stimmung. Im Gegensatz dazu blieb die Ausgangsstimmung der Teilnehmer, die Saturn, den Orientexpress und den Hope-Diamanten thematisiert hatten, unverändert.
Durch Veltens Ergebnisse ermutigt, übernahmen andere Psychologen rasch dieses Verfahren, und jetzt wird es weltweit dazu verwendet, Versuchspersonen aufzuheitern.
Dabei geht es nicht nur um das Vorlesen einzelner Aussagen. Elaine Hatfield von der University of Hawaii und ihre Kollegen liessen eine Gruppe von Versuchspersonen einen kurzen Absatz vorlesen, der ein fiktives Szenario beschrieb, wie ihre Freunde eine glanzvolle Geburtstagsfeier als Überraschung für sie veranstaltet hatten.
Im Gegensatz dazu las eine andere Gruppe einen Absatz mit der Situationsbeschreibung, wie sie erfuhren, dass bei einem Mitglied ihrer Familie gerade eine Krankheit diagnostiziert worden war. Das Vorlesen dieser beiden verschiedenen Texte hatte Einfluss auf die Stimmung der Versuchsteilnehmer, wobei die Personen, die von einem positiven Gefühl hörten, sich auch viel besser fühlten als jene, die über eine Krankheit in der Familie sprachen.
Wenn man die Versuchspersonen dazu brachte, so zu reden, als ob sie in einer guten oder schlechten Stimmung wären, hatte das die Kraft, ihre Emotionen wirklich zu beeinflussen. Beim Als-ob-Prinzip geht es nicht einfach nur darum, dass du dein Gesicht zu einem Lächeln zwingst, sondern es gilt für nahezu jeden Aspekt deines Alltagsverhaltens, einschliesslich dessen, wie du gehst und redest.
Kann man sich glücklicher fühlen und werden, wenn man zu sich selbst anders spricht? Entdecke es selbst, indem du die folgende Übung ausführst.
Lese dir erstens die folgenden Aussagen selbst laut vor. Versuche, so überzeugend wie möglich zu klingen, als ob du diese Aussagen spontan einem Freund gegenüber machen würdest. Gehe diese Aufgabe nicht zu schnell an, sondern spreche vielmehr langsam und mache eine kleine Pause, bevor du zum nächsten Satz übergehst. Die meisten Menschen finden die Aufgabe zu Beginn zwar sonderbar, gewöhnen sich aber schnell daran.
Wie fühlst du dich jetzt? Bei den meisten Menschen führt dieses Übung zur Steigerung ihres Glücksgefühls.
Anmerkung:
Der heutige Artikel ist quasi wortwörtlich aus dem Buch «Wiseman, Richard. Machen – nicht denken!: Die radikal einfache Idee, die Ihr Leben verändert», Kapital 1, III. der Wert von Spass.
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