An manchen Tagen, wenn der Himmel voller Wolken ist und kein Licht durchdringt, es dunkel, grau, nass und kalt ist, vergessen wir vielleicht zu häufig, dass die Sonne eines Tages wieder scheinen wird.

Manche Dinge können wir nicht ändern. Was wir immer ändern können, ist, wie wir mit der Sache in uns und den Dingen um uns umgehen. Dabei könnte uns die Philosophie (altgriechisch φιλοσοφία philosophía, latinisiert philosophia, wörtlich „Liebe zur Weisheit“) helfen.

Der einzige Grund, sich mit Philosophie auseinanderzusetzen, ist der, ein besserer Mensch zu werden. Alles andere ist, wie Nietzsche einmal sagte, lediglich eine „Kritik der Worte über Worte“.

Keine Denkschule hat so sehr daran geglaubt, dass Taten mächtiger sind als Absichten wie der Stoizismus, eine antike Philosophie, die aus Griechenland stammt und auf das dritte Jahrhundert vor Christus zurückgeht. Seneca, ein stoischer Philosoph der römischen Ära – und damit weit entfernt von der Akademie Platons-, sagte einmal ganz unverblümt, dass es keinen anderen Zweck für das Lesen und das Studieren gebe, als den, ein glückliches Leben zu führen.

Doch in der modernen Welt spielt die Philosophie eine andere Rolle. Heutzutage dreht sich alles darum, was kluge Menschen sagen, welche großspurigen Worte sie nutzen, mit welchen Paradoxa und Rätseln sie uns verblüffen können. Kein Wunder, dass wir sie als unnütz abtun. Ist es auch! […]

Anders als den „Schreibtischphilosophen“, wie diese sogar schon vor zweitausend Jahren spöttisch genannt wurden, ging es den Stoikern vor allem darum, wie man lebte. Die Entscheidungen, die man traf, die Anliegen, denen man sich widmete, die Prinzipien, an die man sich in Zeiten der Not hielt. Ihnen war wichtig, was man tat, und nicht das, was man sagte.

Holiday, Ryan. Das Leben der Stoiker (pp. ix-x).

Selbstbetrachtungen

Wie leben? Wie lernen? Wie glücklich sein? Wie die Vergangenheit verstehen? Wie sich auf die Zukunft vorbereiten? Was heißt Erfolg? Wie an seinen Beziehungen arbeiten? Wie wird man ein guter Mensch? Wo befinden sich meine Abgrenzungen und wo sind die Grenzen der anderen?

Für eine Kultur, die auf „Eifer“, „Leistung“ und „individuelle Größe“ stolz ist, ist die Akzeptanz von Grenzen eine der bittersten Pille. Man kann nicht alles machen, irgendwann wird man man sterben, und man kann nichts dagegen tun. So ist das Leben nun einmal.

Antworten auf die obigen Fragen findest du in einem einzigen Buch – es ist in zwölf Bücher unterteilt – und doch – das Buch hat nur etwa 200 Seiten. Geschrieben hat es Marcus Antonius (der alte römische Kaiser im Film Gladiator mit Russel Crowe als Maximus) in seiner letzten Dekade vor fast zweitausend Jahren. Und wie du feststellen kannst, sind seine Gedanken immer noch up to date. Marcus Antonius (aka Marcus Aurelius, Marc Aurel) war stets ein Mann des Wortes und der Tat. Hier findest du das Buch „Selbstbetrachtungen“ und das Kindle Format kostet nichts.

Es gibt das eine oder andere Buch, das mein Leben beeinflusst hat. Aber dieses ist definitiv mein Lieblingsbuch. Und sicher mehr als hundertmal habe ich es in den letzten zehn Jahren zurate gezogen. Es war nicht Liebe auf den ersten Blick, als es mir vor vielleicht zwanzig Jahren das erste Mal in die Hände fiel. Letzte Woche, mal wieder beim Stöbern im Buch, fiel mir ein Zitat auf. Das hatte ich schon mehrmals überlesen – und diesmal fand ich den Satz zutiefst kraftvoll – und gleichzeitig urkomisch und doch nicht minder umwerfend, – weil es eine so einfache Antwort für das ganze Leben ist. Das Zitat (Buch 11.15): „Wozu das, o Mensch?“

Wozu das, o Mensch?

Warum ist die stoische Philosophie für mich so einleuchtend? Nun, sie ist nicht elitär, sie ist unerhört praktisch. Man braucht keine Jahre im buddhistischen Kloster zu verbringen, sie funktioniert ohne Erleuchtung und es geht nicht um einen Weg. Das Einzige, was man für den Stoizismus braucht, ist Akzeptanz.

Für mich lässt sich das ganze Leben in dem oben angeführten Zitat zusammenfassen. Wann immer man etwas im Leben tut, braucht man sich nur eine Frage zu stellen:

Was zum Teufel tue ich eigentlich, Mensch?

Wenn dir die Antwort nicht gefällt, tue etwas anderes.

Wir hören gerne, was wir sein könnten, und wir sagen uns gerne, was wir sein könnten, aber das ist nicht wichtig. Das Potenzial spielt keine Rolle. Alles, was zählt, ist das Heute.

Potenzial spielt keine Rolle in der Liebe, es spielt keine Rolle im Leben, und es spielt sicherlich, in meiner Welt, keine Rolle in der Philosophie. Ideen, die „das Potenzial“ haben, gut zu sein, aber in der Praxis zu kurz kommen, sind schlicht und ergreifend schlechte Ideen. So sehe ich eine gute Philosophie.

Ein Philosoph liebt das Wissen um des Wissens willen – er will die Wahrheit. Ein Philosoph geht durchs Leben und fragt sich: „Was tue ich eigentlich, Mensch?“. Wenn ihm das, was er tut, nicht gefällt, gibt er es auf und geht zum nächsten Schritt über. So wächst man. Man hört auf, sich Gedanken darüber zu machen, was sein könnte (Gefühle von Angst, Ehrgeiz und Bedauern basieren alle auf dem Potenzial), und konzentriert sich auf das Heute.

Das ist es, was ich von den Stoikern gelernt habe.

Ich glaube, dass ein Leben ohne Stoizismus für mich ein Leben wäre, in dem ich von einem emotionalen Impuls zum nächsten gehetzt und dem Dopamin nachjagen würde, als wäre es das Einzige, was mich interessiert.

Stoisch, wie ich manchmal denken kann, glaube ich kaum, dass jemand meine Blogbeiträge in zweitausend Jahren lesen wird. Deshalb erspare ich mir weitere Kommentare und biete dir ein paar weitere Passagen aus dem Buch an, die es mir besonders angetan haben. Dann kannst du deine Schlüsse für dich selbst ziehen. (Alle: Antonius, Marcus Aurelius. Selbstbetrachtungen)

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