Bild: alex iby – unsplash

Stell‘ dir vor, morgen früh nach dem Aufstehen kommt bei dir Zuhause die Zukunft vorbei, schaut dich durchs Fenster prüfend an. Wie reagiert sie dann? Saust sie gleich weiter oder denkt sie: „Jawohl, mit der (oder dem …) wäre vielleicht noch etwas anzufangen“?[1]

Die Zukunft können wir nicht durch Wissen herbeiholen. Die Zukunft wissen nur die Götter. Was können wir Menschen mit der Zukunft anfangen? Hat die Zukunft etwas vor mit dir?

Oder liebäugelst du mit Karl Valentin und denkst:

Die Zukunft war früher auch besser!

Wissen allein reicht nicht, wir müssen denken. Denken ist angewandtes Wissen. Wissen führt nicht in die Zukunft. Wissen ist ein Kind der Vergangenheit – dann ist es nämlich Wissen. Denken ist etwas anderes. Klar, denken funktioniert nicht ohne Wissen. Denken ist Wissen bewegen und anwenden.

Wenn wir an der Zukunft interessiert sind, dann gilt es, unser Denken zu verstärken. Denken heisst vielleicht, etwas sehen, was alle sehen – und dabei etwas Neues entdecken.

Auf der einen Seite können wir ab und zu in die Zukunft schauen. Zum Beispiel, beim Überholen auf der zweispurigen Strasse wissen wir, wo sich das entgegenkommende Auto in drei Sekunden befinden wird. Beim Tennis, wo der Ball hinfliegen wird – brauche gar nicht zu rennen – Aus! (…beim Golf weitaus schwieriger…)

Auf der anderen Seite ist die Zukunft Illusion. Du kommst nie an. Du bist immer nur im Hier und Jetzt. Also, der Körper auf jeden Fall, der Geist hingegen – nun ja, mal so und mal so. Der Geist kann schon Zeitreisen, ohne Schwarzes Loch und Raumschiff. Manche Gedanken bei dem Trip in die Vergangenheit beginnen mit: „Hätte ich doch damals…“. Beim Zukunfts-Reisen finden sich teilweise Vorfreude und häufiger Sorgen und Ängste. Dabei ist es so, dass die meisten der Befürchtungen gar nie eintreffen. Rainer Haak hat wahrscheinlich Recht:

Wer sich nachts zu lange mit den Problemen von morgen beschäftigt, ist morgen zu müde um sie zu lösen.

Was machen wir daraus? Nehmen wir an, dass unser heutiges Verhalten im Hier und Jetzt unsere Zukunft schafft. Wenn ja, was braucht es dann? Vielleicht zuerst einmal Appetit für die Zukunft. Mit „Null-Bock“ läuft nichts.

Ich glaube, es braucht zudem Neugierde und Interesse. Ein vitales Interesse an jenen Dingen, die nicht unbedingt notwendig sind. Wir machen einen Fehler, wenn wir nur daran interessiert sind, was wir wissen, dem Linearen, geradeaus und zweckbezogen. Das ist nicht Denken und Entwickeln, sondern lediglich Datenverarbeitung und Nach-Denken.

Stell‘ dir vor, die Zukunft hat Grosses mit dir vor. Sie will dir jedoch Mitspracherecht geben. Wichtig ist für sie deine Selbsterkenntnis – das hat sie von Aristoteles gelernt:

Sich selbst zu kennen, ist der Anfang aller Weisheit.

Es ist nicht gerade eine Offenbarung, dass Selbsterkenntnis, Selbstwahrnehmung, Schlüsselelemente des Erfolges sind. Sich selbst wirklich zu kennen, erfordert ernsthafte Anstrengungen. Aber leider gibt es keinen festen Weg zur Selbstwahrnehmung, keine standardisierten Schritte, die man unternehmen kann, um sie zu erreichen.

Jetzt klopft die Zukunft an deiner Türe, du öffnest und sie fragt dich: „Wer bist du und was willst du?“.

Wenn deine Antwort wie aus der Pistole geschossen kommt – dann freut das die Zukunft. Wenn nicht, dann hilft es vielleicht, sich etwas Zeit zu nehmen, um sich auf die Fragen vorzubereiten. Deine Fähigkeiten, deine Wünsche, deine Motivationen, deine Leidenschaften zu erforschen, mögen eine Möglichkeit sein, dich selbst noch besser kennenzulernen.

Um in meinem eigenen Leben mehr Klarheit (Selbst-Bewusstsein?) zu erlangen, nachfolgend eine Liste von 29 Fragen, über die ich nachdenken könnte:

  1. Worin bin ich gut?
  2. Worum geht es mir so?
  3. Für was stehe ich?
  4. Was lehne ich ab?
  5. Worin bin ich schlecht?
  6. Worauf bin ich richtig stolz?
  7. Was macht mich müde?
  8. Was gibt mir Energie?
  9. Was ist das Wichtigste in meinem Leben?
  10. Wer sind die wichtigsten Menschen in meinem Leben?
  11. Wie viel Schlaf brauche ich?
  12. Was stresst mich?
  13. Was würde ich gerne Neues ausprobieren?
  14. Wann habe ich das letzte Mal in meine Persönlichkeitsentwicklung investiert?
  15. Was entspannt mich?
  16. Was sind meine Sorgen?
  17. Was ist meine Definition von Erfolg?
  18. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, wäre das ________
  19. Welche Art von Arbeiter bin ich?
  20. Wie kümmere ich mich um mich selbst?
  21. Was tue ich mir Gutes?
  22. Was macht mich traurig?
  23. Was macht mich glücklich?
  24. Was macht mich wütend?
  25. Wenn ich keine Angst hätte, würde ich _________
  26. Welche Art von Person möchte ich sein?
  27. Welche Art von Freund möchte ich sein?
  28. Was denke ich über mich selbst?
  29. Welche Dinge schätze ich im Leben?

 Wenn du dir die Fragen vornehmen willst (Fragen downloaden), empfehle ich dir, spontan und intuitiv zu antworten, was dir als Erstes in deinem Kopf auftaucht. Denke weniger über die Bedeutung der Fragen nach. Nur du siehst deine Antworten. Jeder hat seine Interpretationsmöglichkeiten, die Liste ist gespickt mit unbestimmten Subjektiven und Adjektiven. Wenn du es zulässt, werden die Fragen dich zum „Denken“ anregen, vielleicht gerade jene Fragen, die nicht so einfach zu beantworten sind, wie „Worin bin ich schlecht?“

Und was jetzt?

Wenn du deine Antworten hast, dann kannst du handeln und dein Umfeld schaffen. Verdopple deinen Einsatz bei den vorteilhaften Dingen und Situationen und reduziere die schädlichen Dinge. Tue mehr von dem, was dich glücklich macht und wo du gut bist. Vermeide jenes, was dich unglücklich macht oder was schlecht für dich ist.

Ein Prozess der Selbstwahrnehmung. Mit Introspektion erlangen wir Zugang zu unseren Gefühlen und Affekten. Unter Affekt versteht man „vitale Reaktionsmöglichkeiten, die in ihrem heftigen, zeitlich kurzen Ablauf von einem physiologischen Erregungszustand begleitet sind“. Introspektion ist deshalb nicht so einfach, weil sie (a) einen Beobachter (der, der deine Gedanken beobachtet) und (b) Ehrlichkeit zu sich selbst erfordern. Viele von uns ziehen es vor zu lügen, sich selbst zu belügen, weil die Wahrheit beängstigend sein kann.

Ohne sich der Antworten der Fragen bewusst zu sein, ist es ungleich schwierig, seine Selbstbestimmung, Sinn und Erfüllung im Leben zu schaffen. Und ja, die Fragen sind nur ein Anfang, um die Qualität deiner Zukunft zu bestimmen. Neugierde und Interesse sind die Vorboten eines jeglichen Lernens. Und lernen willst du bis zum letzten Atemzug.

Sich selbst zu kennen, macht das Leben einfacher.

[1] Das habe ich dem Philosophen Ludwig Hasler stibitzt…

Wenn dich das Thema tiefer interessiert, dann ist vielleicht die Teilnahme am Workshop

LSD = LeidenSchaftsDialog mit sich selbst

etwas für dich (hier mehr Information), oder das gleichnamige Modul als 1:1 gemütlich von Zuhause aus. 

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