Was ist (sind) unser(e) Motiv(e) für Aktion? (Nicht zu verwechseln mit Aktivität.) Was ist die Energie, die Kraft, die uns heute vorwärts bringt? Ist es die gleiche wie vor 10 Jahren? Ist da das gleiche Muster? Tun wir es aus Routine, folgen wir der Macht des Autopiloten? Aber wer bedient den Autopiloten? James Dean, in Sinne von „….denn sie wissen nicht, was sie tun“? Höchstwahrscheinlich nicht, wurde der Film doch aufgeführt bevor ich geboren wurde und kann nicht mehr aktuell sein… Was ich glaube, ist, dass diese unsichtbare interne Kraft, die uns etwas so tun lässt, wie wir es tun, es wert ist, genauer betrachtet zu werden, und sei es nur, damit wir uns selbst und andere besser verstehen.

Frei nach Watzlawick glaube ich, dass sein Axiom „Man kann nicht nicht kommunizieren“ sich übertragen lässt auf „Man kann nicht Nichts tun“, ist Nichts zu tun doch auch eine Aktivität. Ich glaube schon, dass wir Menschen in unserem eigenen Interesse handeln, zumindest handeln wollen, und doch, Scheibenkleister, wir wissen es: nicht immer handeln wir in unserem Eigeninteresse, weil, wenn Emotionen ins Spiel kommen, wir einfach anders funktionieren. Da brennt leicht die Sicherung durch, unser rationales Denken ist auf Urlaub auf den Malediven, wahrscheinlich beim Tauchen, und hinterher fragen wir uns: wie konnte ich nur so doof sein, warum habe ich das damals nicht gleich erkannt?

Es ist wunderbar, das Leben intellektuell zu überdenken, sind wir doch schliesslich alle rational. Es gibt doch für alles eine Erklärung. Doch wenn dem so ist, bleibt die Frage offen, was bringt den Unterschied in der Qualität des Lebens zwischen unserer Leistungsfähigkeit und unserer Bereitschaft? Kunden engagieren mich, um durch einen neutralen, vorgehaltenen, Agenda-freien Spiegel darüber mehr Klarheit zu erlangen. Hinter jeglichem Tun steht unser – oft unbewusstes – Verlangen, zumindest eines unserer Grundbedürfnisse zu befriedigen.

Eine Kategorie ist die des Zustandebringens: was will und habe ich erreicht: Wie habe ich meinen Traum erfüllt? In meiner Berufung, finanziell, in meiner Gesundheit, Familie und Sonstiges? Da kennen wir die Regeln, die Systeme, die einzusetzen sind. Man schreibt den Code, definiert sein System und das Ergebnis stellt sich ein. Die andere Lektion, die Kunst, die wir versuchen zu erlernen und zu verstehen, ist herauszufinden, was uns fehlt oder wie wir unsere Erfüllung, Selbstverwirklichung finden, respektive gestalten können: Im Labor des Lebens versuchen wir die Frage zu beantworten, was ist es, was zur Veränderung führt? Wir gaben Liebe, schenken Freude und alle mögliche Unterstützung und kennen Menschen, die trotzdem, obwohl sie alles zu haben scheinen, permanent Schmerz fühlen, von einer Entziehungskur zur nächsten wandern oder sich für die ganz einfache, sehr egoistische Lösung entscheiden.

Cloé Madanes hat im Rahmen der „Human Need Psychology“ sechs Grundbedürfnisse definiert, die in meiner Welt, nicht nur erklären, warum wir was tun, sondern uns auch verstehen lässt, warum wir manchmal Probleme mit uns herumschleppen, die wir eigentlich lösen könnten.

Wenn wir über unser Leben reflektieren, dann waren es unsere Entscheidungen, die Einfluss darauf nahmen, unseren Fokus auf das zu legen, was uns im Moment als wichtig erschien. Gibt es Entscheidungen, die wir getroffen haben, und hätten wir sie nicht getroffen, würde unser Leben anders aussehen? Im Moment, wenn wir uns auf etwas fokussieren, so ist bewusst oder unbewusst, der nächste Schritt, diesem Fokus einen Sinn für uns zu geben, und dieser Sinn gibt uns dann unsere Emotionen und letztendlich unsere Bedürfnisse, die uns handeln lassen. Deren gibt es sechs:

Sicherheit

Da gibt es kaum Ziele oder Wünsche. Jeder braucht Sicherheit, um Schmerz zu vermeiden oder sich zumindest wohlzufühlen. Wie erreichen wir das? Alles kontrollieren? Besondere Fähigkeiten entwickeln? Aufgeben? Eine Zigarette rauchen? Und doch, dummerweise, obwohl wir Sicherheit haben wollen, haben wir keine Sicherheit über unsere Gesundheit, über unsere Kinder und vieles mehr. Wir befriedigen unser Verlangen nach Sicherheit auf unterschiedlichste Weise und was fühlen wir, wenn wir uns sicher sind? Stellen wir uns vor, wir hätten Sicherheit über alles – wir wüssten genau, was wann wie passiert. Das wäre absolut langweilig, deshalb hat Gott uns mit ihrer unlimitierten Weisheit ein zweites Bedürfnis gegeben:

Abwechslung

und Vielfalt in unserem Leben. Wir möchten überrascht werden, Neues erleben. Überraschungen lieben wir und wenn sie uns nicht wirklich passen, dann nennen wir diese Überraschungen Probleme. Selbst diese brauchen wir, sind es doch die Rätsel -und jedes Problem hat eine Lösung – die wir dechiffrieren, die uns weiterbringen. Routine gibt uns Sicherheit, aber das ganze Leben in Routine leben ist wie dem Autopiloten die Kontrolle zu überlassen. Wir schauen uns ja auch nicht Doktor Schiwago zum 30igten Mal an. Unser drittes Bedürfnis, und das können wir am einfachsten an anderen beobachten ist:

Bedeutsamkeit

Wir wollen uns wichtig fühlen, einzigartig und speziell. Das kann erreicht werden mit Geld verdienen oder den Ferrari vor der Türe stehen haben. Oder Tattoos oder Piercings an Stellen, die bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen hinter dem Vorhang begutachtet werden müssen. Wenn man keinen Standpunkt hat, keine Kultur, keine Glaubenssätze oder einen schnellen Weg finden will, um Bedeutsamkeit zu erreichen, so funktioniert das mit einer Pistole, die man einem anderen an die Stirn hält, sofort und nachhaltig. Bedeutsamkeit kann man auf vielerlei Art erreichen und manchmal können wir beobachten, dass manche Menschen Bedeutsamkeit ernten, indem sie anderen deutlich klar machen, dass sie besser sind. Als nächstes brauchen wir auf jeden Fall:

Verbundenheit und Liebe

Manche entscheiden sich lieber für Verbundenheit, birgt Liebe doch das Risiko, enttäuscht zu werden und seine Bedeutsamkeit zu verlieren. Wer von uns hat noch nie in seinem Leben Schmerz und Enttäuschung in einer romantischen Liebe erlebt? Verbunden Sein können wir erleben durch Intimität, Freundschaft oder den Spaziergang im Wald. Falls es gar nicht anders geht, dann kaufen wir uns nicht eine Katze, sondern einen Hund, der uns begrüsst, nachdem wir für zwei Minuten den Raum verlassen haben, als hätte er uns jahrelang nicht gesehen.

Diese vier Grundbedürfnisse befriedigen wir Menschen alle, in der einen oder anderen Weise. Diese Grundbedürfnisse sind es, die unseren Charakter, unsere Persönlichkeit ausmachen. Selbst wenn wir uns selbst etwas vormachen, diese vier können wir, wenn wir reflektieren, bei anderen und uns selbst relativ leicht erkennen. Diese Bedürfnisse können ausgelebt werden, in positiver, in neutraler oder in negativer Form. Die letzten zwei Bedürfnisse legen das Fundament zum glücklich Sein, sind die Basis für unsere Erfüllung und Selbstverwirklichung:

Entwicklung und Wachstum

sind Bedürfnisse für unseren Geist, für unsere Spiritualität (nicht im esoterischen Sinn). Selbstverwirklichung entsteht kaum durch die ersten vier. Da finden wir unseren Weg, wie wir uns verhalten, warum ich die Zigarre rauche, warum wir Fussball schauen oder Stunden mit der Sonntagszeitung verbringen. Aber wenn wir uns nicht entwickeln, dann ist das Stillstand. Wir wissen die Antwort: Wenn wir nicht in uns wachsen, was dann? Wer sind wir dann? Eine Marionette? Wenn wir nicht wachsen, dann spielt es keine Rolle, wie viel Reichtum wir anhäufen, wie viele Freunde wir haben, wer uns liebt und so weiter, wir würden uns letztendlich armselig fühlen. Ich glaube, wir wollen wachsen, damit wir das sechste Bedürfnis befriedigen können:

Einen Beitrag leisten

der über unser Ego hinausgeht. Wer immer sich Gedanken über Geben und Empfangen gemacht hat, wird mir zustimmen, losgelöst von der Freude zu empfangen: Geben und Beitragen produziert in uns mehr Emotion. Beitrag muss jetzt nicht die Missionarsschule in Sierra Leone finanzieren sein, sondern kann so einfach sein, als dem anderem Aufmerksamkeit zu schenken. Ihr zuzuhören und zu verstehen, wo man Unterstützung geben könnte….

Manche Probleme, die wir seit Ewigkeiten mit uns herumtragen, können im Hinblick auf die sechs Grundbedürfnisse untersucht werden. Es kann sein, dass manches Problem uns permanent beschäftigt, wir es aber trotzdem nicht lösen, weil es uns, in irgendeiner Weise, mehrere der sechs Bedürfnisse befriedigt und wir es damit gar nicht wirklich lösen wollen. Ein Safe-Problem, dass uns ermutigt, den Zustand beizubehalten, anstatt uns zu verändern.

Es kann interessant sein – und mit ein bisschen Geduld und Aufmerksamkeit ist es einfach – sowohl die eigenen, wie auch die Aktionen und Aktivitäten der anderen, unter dem Aspekt: welches Bedürfnis wird hier gerade befriedigt – oder gerade eben nicht befriedigt?  zu beobachten. Die meisten Menschen, haben ein Prioritätsbedürfnis, welches über den anderen fünf steht. Dieses zu erkennen hilft, uns und andere besser zu verstehen. Es ist die Landkarte, die wir in unserem Hirn haben, die uns motiviert, die Dinge zu tun, die wir tun.

Wenn Sie eine Motivation finden, die den sechs Grundbedürfnissen nicht zugeordnet werden kann, dann würde mich das sehr interessieren.

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