Auf der Veranda
Oktober/November 2010. Sohn lebensgefährlicher Unfall (Gott sei Dank, keine Folgeschäden). Im Job, Bonuszahlung verweigert, also kündigen. Fünfjährige Scheidungsauseinandersetzung nach mehr als 20 Jahren Ehe in den letzten Zügen, klar, mehr als nur eine Unannehmlichkeit, neben dem Emotionalen auch in finanzieller Hinsicht. Aktuelle Lebenspartnerin nach dem Rega-Rücktransport von Italien Bandscheibenoperation. Wird sie wieder laufen können? Viel schlimmer kann es nicht werden….
Ein Jahr später. Der Steuerberater verpasste Fristen, deshalb Einkommenseinschätzungen und damit zu zahlende Steuern viel zu hoch und unbezahlbar, weil die Schätzungen aufgrund der vorherigen wirklich fetten Jahre entschieden wurden. Nun rechtsgültig geworden, Steuerberater nicht versichert und bei ihm keine Kohle zu holen. Die Steuerbehörde fackelt nicht lange, holt Auto und restliches Vermögen ab und beachtliche Steuerschulden verbleiben.
Berater empfahlen mir, Konkurs anzumelden.
„We each have one shot at life“, wir haben nur einen Versuch zu leben. So viele Klischees, wie auch z.B. „das Leben bietet keine Generalprobe“ reflektieren die Wahrheit: Wir sind immer, in jedem Moment, am Leben und es ist allein unsere Verantwortung.
Wenn wir mit 92 Jahren auf der Veranda im Schaukelstuhl sässen und über unser Leben reflektierten; an was würden wir uns erinnern und was würden wir vermissen? Ich hätte mehr Bungee-Sprünge machen sollen oder ich wünschte, ich hätte mehr gearbeitet?
In Bronnie Wares Buch „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden“ beschreibt sie als Versäumnis Nummer eins:
„Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mir selbst treu zu bleiben,
statt so zu leben, wie andere es von mir erwarteten.“
Wenn Menschen realisieren, dass ihr Leben fast vorbei ist und sie ihr Leben Revue passieren lassen, dann ist es einfach, zu erkennen, wie viele Träume man unerfüllt gelassen hat. Warum bis dahin warten?
Wie oft springen wir morgens aus dem Bett, völlig begeistert und voller Tatendrang und neugierig, was der Tag uns alles bieten wird?
Wissen wir genau, was nächste Woche bringen wird, was wir nächste Woche unternehmen werden, weil es genau dasselbe sein wird, wie diese Woche? Wenn das glücklich macht ok, prima.
Wenn nicht, dann gilt: Wenn wir tun, was wir immer getan haben, dann bekommen wir, was wir immer bekommen haben. Damit bleibt für viele die persönliche Weiterentwicklung auf der Strecke.
The Good, the Bad, and the Ugly in unserem Leben: Alles kann bewusst empfunden werden und führt uns dorthin, wo wir gerade sind.
Denken Sie an die guten Zeiten Ihres Lebens, als Sie Erfolg, Freude, Optimismus und die Belohnung für Ihre harte Arbeit erlebten. In allen Situationen und Zeiten haben Sie etwas dazu gelernt, von Ihren Stärken, Fähigkeiten, Errungenschaften und glücklichen Ereignissen blieb etwas an Ihnen hängen.
Denken Sie an die schwierigen, härteren Zeiten Ihres Lebens, als Stress, Kummer, Misserfolg, Traurigkeit und Wut den Tag ausfüllten und Erwartungen nicht erfüllt wurden. In jeder dieser Situationen und Zeiten haben Sie etwas dazu gelernt, Grenzen erkannt, aus den Fehlern sich weiterentwickelt, negative Gefühle akzeptiert und zu guter Letzt erkannt, dass Sie nicht perfekt sind und das Leben und die Welt per se nicht fair sind.
Es ist wirklich so einfach. Wir erleben gute und schlechte oder harte Zeiten. Wir unterscheiden uns kaum von den anderen darin. Mit anderen Worten, wenn man in seinem Leben erkannt hat, „ich bin nicht der einzige…“, dann hat man dieses Prinzip schon erfasst. Ist uns klar, dass ich nicht das einzige Kind mit Sommersprossen, Brille etc. war? Dass ich nicht der einzige bin /war, der meinen Chef nicht leiden kann? Oder dass ich nicht der einzige bin, der eigentlich Sardellen auf der Pizza bevorzugt? In der Tat ist es empfehlenswert, diese Normalität als Kontinuum zu sehen.
Die entgegengesetzten Enden des Kontinuums können als „ein wenig“ und „sehr viel“ bezeichnet werden, und die Tatsache ist, dass wir alle auf diesem Kontinuum verweilen, wenn auch an/auf unterschiedlichen Standorten. Anders ausgedrückt, die Unterschiede in unseren Leben liegen weniger in der Art und Weise, als in der Intensität des Erlebens.
Letztendlich, zumindest wenn wir wollen, geht es immer um unsere persönliche Weiterentwicklung. Erfolgreiche erkennt man nicht daran, wie erfolgreich sie sind, sondern wie sie mit Niederlagen umgehen. Wie bewusst setzen wir uns mit unserer körperlichen, geistigen und spirituellen Wellness auseinander?
Wer bin ich und wie sieht es mit meiner persönlichen Entwicklung aus? Beim Wellness-Coaching geht es immer um diese Frage und ihre Varianten: „Wie weiter?“, „Wo stehe ich heute?“ „Wo will ich in 5 Jahren sein?“, „Warum tue ich, was ich tue?“, „Was brauche ich, um mich weiterzuentwickeln?“, „Was sind meine Wertvorstellungen?“, „Erfülle ich meine Bedürfnisse?“, denn in unserer heutigen Welt scheint es, dass dafür zu wenig Zeit bleibt und wir rechtfertigen unsere Aktivitäten:
Der Tag beginnt mit einem Alarm, der uns weckt. Sind wir Schlummerknopf süchtig, dann sogar mehrmals.
Manche haben 15 Minuten um sich zu rasieren, zu duschen und vielleicht den Kaffee zu schlürfen.
„Ich hab’s eilig“ sag ich, als ich das Haus verlasse und mich auf den Weg ins Geschäft mache.
Im Auto werden die Nachrichten gehört, die Notiz kann nicht gelesen werden, das Telefon klingelt und der Kollege, der im gleichen Stau steckt, fragt, um wieviel Uhr das Meeting beginnt.
„Ich kann Multitasking“, geht mir durch den Kopf, während die Hand auf der Hupe und ich laut rufe, „Wo hast du denn deinen Führerschein gemacht, hast du keine Augen im Kopf, du Blödmann?“
Im Büro, das Telefon steht heute nicht still, die E-Mails kommen gruppenweise in die Inbox, Signale und Warnungen und Probleme und Konflikte und
ein ganz normaler Arbeitstag nähert sich dem Ende.
Nach acht Stunden bin ich wieder im Auto, das Radio läuft, das Handy am Ohr, ich kann schliesslich Multitasking…
Zuhause hört das nicht auf, der Müll muss noch raus, die Landlinie klingelt.
Die Boys wollen zum Basketball und Anna will zum Yoga; es regnet wolkenbruchartig.
„Ich mache einen Unterschied, ich bin wichtig“, denke ich.
Endlich, am Ende des Tages falle ich ins Bett.
„Ich bin erschöpft!“ stöhne ich meinen letzten Gedanken – da klingelt der Wecker schon wieder…
Solch ein Leben kann für manche typisch sein und wir haben uns eventuell daran gewöhnt. Wir marschieren im Leben entlang ohne genaue Richtung, wir eilen durch unser Leben und reagieren auf Forderungen und Erwartungen von aussen. Unsere Zeit wird gefordert, genauso wie unsere Talente. Aber ohne klare Richtung, ohne unsere persönliche Weiterentwicklung regelmässig zu überdenken und zu überprüfen, sind wir wie Hamster im Rad.
Wann haben Sie sich das letzte Zeit für sich genommen? Oft erfolgt das in Zeiten der Krise, nach einer Krankheit oder einem Wake-up Call. In der Routine des Tagesablaufs und wenn das Leben so automatisch seinen Lauf nimmt, dann wird reflektieren sehr gerne vernachlässigt. So ein Sonntagmorgen könnte sich anbieten:
1. Wer bin ich?
2. Was möchte ich ändern?
3. Warum möchte ich dies ändern?
4. Wohin würde mich das bringen?
5. Wann ist mir das erste Mal aufgefallen, dass ich etwas ändern möchte?
6. Wie weiss ich, dass ich meine Ziele erreicht habe?
7. Was ist der Preis, wenn ich nichts ändere?
Häufige Antworten auf diese Fragen sind:
1.Ich weiss nicht wie.
2.Ich weiss nicht, wo ich anfangen soll.
3. Ich habe Angst zu versagen.
4. Ich bin nicht sicher, ob ich das kann.
5. Ich habe keine Zeit.
6. Mir gefällt nicht, was die anderen denken würden.
7. Ich weiss gar nicht, was es zu ändern gibt.
8. Ich bin nicht im Hamsterrad.
Egal, welche Antwort passt, sie ist im Moment immer die richtige. Wenn Sie jedoch über Ihre Wellness reflektieren, ob körperlich, geistig oder spirituell oder einfach irgendwie Erfüllung und Sinnhaftigkeit als verbesserungswürdig ansehen, dann nehmen Sie sich vielleicht die Zeit und beginnen mit der Frage, „wer bin ich und wer will ich sein?“ – oder Sie engagieren einen Coach.