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Hunde, wollt ihr ewig leben

…ist ein deutscher Film aus dem Jahr 1959. Der Titel ist eine Anspielung auf ein Zitat von Friedrich dem Grossen, der während der Schlacht bei Kolin – die Preussen verloren gegen die Österreicher – seinen fliehenden Soldaten im Zorn „Ihr verfluchten Racker, wollt ihr denn ewig leben?“  zugerufen hatte.

Manche Menschen leben so, als ob sie ewig leben und in Einstein’s Träumen unterscheidet Alan Lightman zwischen „Jetzt- und Später-Menschen“. Langlebigkeit ist in der Tat das grösste Risiko, um krank zu werden. Alt wollen wir alle werden und zwar so, dass es Es wert ist. Die Schlüssel für ein langes Leben mögen nicht unbedingt sein, was Sie sich vorstellen. Das Jahr 1921, wahrscheinlich bevor die meisten von uns geboren wurden, markiert die Geburtsstunde der längsten Studie, die heute noch läuft: „Wer lebt am längsten – und warum?“ Die Ergebnisse dieser Studie sind in dem Buch „Die Long-Life-Formel“ von Howard Friedmann und Leslie Martin zusammengefasst und 2012 auch auf Deutsch erschienen. In diesem Buch wird erklärt, warum die folgenden Behauptungen falsch sind:

Auch die besten Menschen können ihrem Schicksal nicht entrinnen: Die Guten sterben früh, und die Schlechten leben. (Mythos)

Wer heiratet, lebt länger. (Mythos)

Nimm’s leicht und arbeite nicht so hart und du bleibst länger gesund. (Mythos)

Positive Gedanken verringern Stress und führen zu langem Leben. (Mythos)

Wenn Sie Hobbies wie Gärtnern, Spazierengehen und Kochen haben, sollten Sie sich nach etwas Sportlicherem umsehen. (Mythos)

Gehen Sie so früh wie möglich in Rente und spielen Sie mehr Golf, um gesund zu bleiben und länger zu leben. (Mythos)

Sorgen sind sehr schlecht für die Gesundheit. (Mythos)

Wenn Sie sich geliebt und umsorgt fühlen, dann sind Sie auf einem guten Weg, gesund zu bleiben. (Mythos)

Wenn dein Kind sehr ernsthaft ist, ermuntere es zu mehr Spontaneität und zu mehr Spass zu haben. (Mythos)

Du kannst nur dann 100 Jahre alt werden, wenn du alles aufgibst, wofür es sich lohnt, hundert Jahre alt zu werden (Wood Allen zugeordnet). (Mythos)

Der Mensch wird – zumindest in den Wohlstandsgesellschaften – älter als je zuvor. Dennoch gibt es auch viele, die es nicht bis dahin schaffen. Warum also ist die Lebenserwartung so unterschiedlich? Liegt es an den Genen, der Ernährung, der körperlichen Bewegung oder an der finanziellen Ausstattung? Das Buch bietet überzeugende und objektive Ergebnisse im Hinblick auf Langlebigkeit.

Die meisten Bücher über Gesundheit und langes Leben sind Kochbücher – wortwörtlich oder im übertragenen Sinne. Wenn Sie Ihnen keine Rezepte geben (erste Woche gedünsteten Spinat mit Knoblauch und Olivenöl) und Speiselisten (einen Apfel am Tag), bieten sie Ihnen eine Liste mit zehn oder zwanzig Verhaltensregeln (treiben Sie viermal die Woche Sport; seien Sie achtsam, dass Ihr Gewicht ein bestimmtes Verhältnis zu Ihrer Grösse nicht übersteigt).

Tatsächlich, so das Ergebnis der Studie, sind es, neben einem günstigen sozialen Umfeld, vor allem

Disziplin und Zielstrebigkeit

die uns älter werden lassen. Friedman und Martin arbeiten an der University of California, doch ihre Studie ist auf mehrere Forschergenerationen angelegt. „Die besten Ergebnisse erhält man bei einer Studie zur Lebenserwartung, wenn man die daran beteiligten Personen ihr ganzes Leben lang begleitet“, sagen die beiden Psychologen. Sie führten das Projekt weiter, welches 1921 von Lewis Terman ins Leben gerufen wurde. Terman, der auf IQ-Forschung spezialisiert war, rekrutierte 1921 tausendfünfhundertachtundzwanzig (1528) Grundschulkinder mit einem IQ von über 135 Punkten, um detaillierte Daten zu Gesundheit, Familiengeschichte und Alltag zu sammeln.

So zeigte sich, dass Sport das Sterbealter kaum nach hinten verschiebt. Auch Optimismus verlängert das Leben weniger als vermutet. Pessimisten sterben zwar früher, doch das liegt daran, dass sie mehr Unfälle und Gewalt erleben. „Schwarzmaler leben gefährlich“, so die Autoren, „sie begeben sich oft auf einen riskanten Lebensweg.“ Was erstaunlich ist, weil man von einem Pessimisten eher wenig Risikofreude erwartet, weil er vieles für zwecklos hält und daher selten aktiv wird.

Doch er zieht mit seiner Einstellung mehr Unglück und Gewalt auf sich. Nach dem Prinzip der selbsterfüllenden Prophezeiung: „Wenn ich fest an Unheil glaube, tritt es auch ein.“

Nichtsdestoweniger kommt ein längeres Leben weniger durch Optimismus und Lebensfreude zustande als durch Gewissenhaftigkeit. „Wer sparsam, beharrlich, in Details verliebt und verantwortungsvoll ist, lebt am längsten“,  so die Quintessenz aus der Studie.

Dass gesündere Menschen auch glücklicher sind, und wer glücklicher ist, ist oft auch gesünder – aber nicht aus Gründen, die uns vielleicht zuerst einfallen. Die Forschung erbrachte deutliche Argumente dafür, nicht nur ein langes Leben, sondern zugleich ein erfolgreiches, sinnvolles und produktives Leben anzustreben.

„Gegen Ende des 20. Jahrhunderts waren 70 Prozent der Terman-Männer und 51 Prozent der Terman-Frauen gestorben – und es waren vor allem die Undisziplinierten, die das Zeitliche gesegnet hatten.“ Wenig tröstlich für alle Chaoten, während pflichtbewusste Arbeitsbienen auf ein langes Leben hoffen dürfen.

Weiterhin sind die üblichen Ratschläge für eine verbesserte Gesundheit (Entspannung, Gemüse essen, abnehmen, heiraten) für manche Menschen lebensrettend, aber für viele sind sie weder sinnvoll noch gewinnbringend. Unsere Gesellschaft gibt für das Gesundheitswesen ein Vermögen aus, für Dinge die nur kurzfristig helfen und nur einen geringen Effekt auf unsere langfristige Gesundheit und Lebensdauer haben.

Im Buch werden wichtige Risikobewertungen vorgestellt und die sehen zum Beispiel wie folgt aus:

„Ich führe meine Aufgabe immer konsequent zu Ende.“ Um dann zu bewerten von „Trifft nicht zu“  bis zu „Trifft zu“. In den einzelnen Kapiteln werden Möglichkeiten zur Selbstprüfung angeboten, mit denen man sich selbst (mit Punktbewertungen) einschätzen kann:

Sind Sie gesundheitsbewusst?
Sind Sie kontaktfreudig? Können Sie Ihre Gefühle gut kommunizieren?
Sind Sie ein skeptischer Bedenkenträger?
Sind Sie ein Pessimist, der gerne alles schwarzsieht und schwarzmalt?
Haben Sie durch frühe Kindheit und Erziehung eine Disposition für ein langes Leben?
Sind Sie mit ihrem Leben in einer Weise zufrieden, dass Ihre Gesundheit davon beeinflusst wird?
Wie körperlich aktiv sind Sie – nach wissenschaftlichem Massstab?
Wenn Sie verheiratet sind, wie glücklich ist Ihre Ehe?
Wie gesund ist Ihr Beruf (für Sie)?
Wie schneiden Sie auf den drei zentralen Bewertungsskalen für soziale Beziehungen ab, insbesondere auf der Skala, die für ein langes Leben am wichtigsten ist?
Welchen Einfluss hat Ihr Glaube (oder Nichtglaube) auf Ihre Gesundheit?
Wie männlich oder weiblich sind Sie?
Leiden Sie unter chronischer Stressbelastung, die Ihre Gesundheit gefährdet?

Ein erfolgreiches, sinnvolles und erfülltes Leben anstreben. Neben harten Fakten, statistischen Tests und deren Ergebnisse sowie mit zahlreichen Fragebogen bietet das Buch Erkenntnisse an, die Ihr Leben verändern können. „Es geht auch ohne Marathon“ heisst ein Kapitel, aber man muss klar sagen, es geht nicht ohne Sport oder Bewegung. (Studie: Geringe sportliche Aktivität reduziert die Sterblichkeitsrate und erhöht die Lebenszeit).

Mal die Hand aufs Herz, wäre es uns nicht allen lieber mit 85 nicht im Altersheim zu sitzen, zu häkeln oder gelangweilt auf das Abendessen zu warten und ohne Hilfe die Toilette benutzen zu können? Das Buch zeigt, es ist nicht das „normale“ Altern, sondern vermeidbare Alterungsprozesse, die uns das Älterwerden einfacher machen. Ich empfehle Ihnen die Lektüre des Buches wärmstens. Und wenn Ihnen Disziplin nicht mit in die Wiege gelegt wurde? In der Studie lebten zwar jene am längsten, die als Kind schon Mini-Preussen waren – aber es gab auch wilde Kerle, die erst in der zweiten Lebenshälfte ihr Leben in geregelte Bahnen lenkten – und dafür belohnt wurden.

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