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Hör mir doch mal richtig zu!

Jeden Tag praktizieren wir Hören für 16 Stunden. Es ist nicht etwas, mit dem wir uns nur ab und zu auseinandersetzen. Zuhören ist doch ganz einfach, so glauben wir. Aber warum kommen unsere Worte so selten so an, wie wir uns das vorstellen? Wieso fühlen wir uns nicht verstanden, obgleich wir die gleiche Sprache sprechen? Was hindert andere daran, richtig zuzuhören und was hindert uns daran, richtig zuzuhören?

Dies sind ein paar der Fragen, die ich im E-Kurs „30-Tage-Challenge: Zuhören meistern“, behandle. Heute gibt es eine kleine Kostprobe: eines der vielen Konzepte und Modelle, die ihren Platz im Kurs gefunden haben, welches, so hoffe ich, an sich schon Gedankenimpulse gibt. Im Kurs selbst geht es selbstverständlich tiefer, er beinhaltet Beispiele und praktische Anleitungen.

Wenn Sie mehr über den Kurs erfahren wollen und eine Kursübersicht und die Modalitäten interessieren, dann finden Sie hier mehr Information.

Zuhören läuft auf unterschiedlichen Ebenen ab und manche Modelle vereinfachen das Verständnis, erklären die Varianten und geben eine der vielen Antworten auf die Frage: „Was läuft denn da in der Kommunikation eigentlich alles ab?“

Die Dimensionen des Zuhörens sind mannigfaltig und sie zu verstehen hilft, zuzuhören zu lernen und es zu meistern. Neben den Modellen von Watzlawick, dem 4 Ohren Modell und der gewaltfreien Kommunikation, um einige zu nennen (die werden alle im Kurs behandelt), gibt es auch das Modell von Claus Otto Scharmer, Senior Lecturer, Massachusetts Institute of Technologie (MIT), das ich für charmant und sehr brauchbar erachte, um die Stufen des Zuhörens bewusster zu machen.

Die 4 Stufen des Zuhörens (frei übersetzt) von Claus Otto Scharmer

Stufe I: Hören (Downloading)

Gewohnheit: Uns allen bekannt, einer spricht, einer hört zu – und der Zuhörer übersetzt, was er hört in seine Sprache und nimmt nur auf, was ihm ohnehin schon bekannt ist, in sein Weltbild und in die Glaubenssätze passt und bestätigt sich damit. Es ist verinnerlichtes Hören, man sieht nur seine eigene Welt und Landkarte – wir sind in einem geschlossenen Denksystem. (Vergleiche: Korzybski: „Die Landkarte ist nicht die Landschaft.“)

Stufe II: Faktisches Zuhören (Factual Listening)

Von aussen: Uns allen bekannt, einer spricht, einer hört zu – und der Zuhörer übersetzt in seine Sprache, beginnt jedoch zu verstehen, dass es auch andere Landkarten gibt, dass die eigene sich von derjenigen des Sprechers unterscheidet. Nicht alles, was man hört, passt zu dem, wie man die Welt für sich sieht, aber man nimmt es zur Kenntnis – wir sind in einem offenen Denksystem. 

Stufe III: Empathisches Zuhören

Von innen: Uns auch bekannt, einer spricht, einer hört zu – und der Zuhörer übersetzt in seine Sprache, aber er versetzt sich in die Denkweise des Sprechers. Er zieht die Schuhe seines Gegenübers an und spürt, wo es drückt. Er hört aus dessen Situation zu, nicht nur aus dessen Wertvorstellung, sondern aus der Perspektive des Sprechers. Die eigene Agenda ist ad acta gelegt, man spürt die Gefühle durch die Augen des anderen, die Spiegel-Neuronen sind aktiv. Neue, mir eventuell sogar unbekannte Sichtweisen eröffnen sich – wir hören mit offenem Herzen zu.

Stufe IV: Generatives Zuhören (Generative Listening)

Vom Gegenüber: Nicht allen bekannt, einer spricht, einer hört zu – und der Zuhörer will etwas Neues hören, will etwas finden, was den Sprecher weiterbringt. Es kann, nicht immer, aber oft tatsächlich ein schöpferischer Prozess entstehen, der sowohl die Sprecher- als auch die Hörer- Entwicklung positiv beeinflusst und beide weiterbringt. Grundlegendes Verständnis kann sich auf beiden Seiten ändern – wir hören mit offenem Willen zu.

Gutes Zuhören ist alles andere als passiv; es ist ein aktiver Prozess und wie ein Tanz miteinander. Der Zuhörer hat die Freiheit, für sich zu entscheiden, wie weit er sich öffnet – ob er das Gehörte nur auf dem Trommelfell zergehen lässt, nur hört, was ihn bestätigt oder. ob er empathisch versucht den anderen zu verstehen oder sich gar öffnet, um zu erlauben, dass sowohl beim Sprecher als beim Hörer etwas Neues als Erkenntnis entsteht. Gute Coaches und gute Lehrer sind Beispiele für generatives Zuhören.

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